Gewählte Publikation:
Gutmann, C.
Einfluss der Ureaplasma-Urealyticum-Infektion auf die pulmonale Morbidität Frühgeborener – eine retrospektive Fall-Kontrollstudie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit/Master Thesis (UNI) ] Graz Medical University; 2015. pp.68.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Resch Bernhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Eine Besiedelung des weiblichen Urogenitaltrakts mit dem Bakterium Ureaplasma urealyticum kommt sehr häufig vor und bleibt dabei meist asymptomatisch. In der Perinatalphase kann es vor allem bei Frühgeborenen zu einer Übertragung der Ureaplasmen kommen. Bis dato zeigt die Studienlage inkonklusive Ergebnisse in Bezug auf die Korrelation von Ureaplasmen und neonatalen Erkrankungen bzw. auf die Frage, ob eine antibiotische Therapie diese Komplikationen vermindern kann.
Methoden: Für diese „single center“ retrospektive Fall-Kontroll Studie wurden mittels abteilungsinternem Patientenregister und den elektronischen Datenarchiven Medocs und KIS alle Frühgeborenen mit positivem Ureaplasmatrachealsekret, die im Zeitraum von 1990 – 2012 an der Neugeborenenintensivstation der Medizinischen Universität Graz hospitalisiert waren, erfasst. Diese Gruppe wurde anhand von Geburtsjahr, Geschlecht, Geburtsgewicht (+ 100g) und Gestationsalter (+ 1 Woche) mit einer Kontrollgruppe gematcht und hinsichtlich folgender Parameter verglichen: Peri- und neonatale Daten einschließlich Häufigkeit von Small-for-dateness (GG <10.Perzentile), Mehrlingsgeburt, Sectio, Apgarwert (nach 1,5 und 10 min), Antibiotikagabe, respiratorische Parameter [IRDS-Schweregrad Grad 1-4/Häufigkeit, Beatmungsdauer (inkl. CPAP), BPD, Apnoesyndrom], nekrotisierende Enterokolitis-NEC, Early und Late onset Sepsis, neurologische Morbiditäten (Krampfanfälle, intra-/periventrikuläre Blutungen-I/PVH, periventrikuläre Leukomalazie–PVL), Persistierender Ductus Arteriosus sowie maternale Daten (Alter, vorzeitiger Blasensprung-PROM, Zeichen einer Chorioamnionitis-CA, antenatale Steroidgabe, antenatale Antibiotikagabe).
Ergebnisse: 62 Frühgeborene hatten in diesem Zeitraum eine Ureaplasma-urealyticum- Infektion, nachgewiesen durch eine positive Kultur aus dem Trachealsekret. Ureaplasma urealyticum war signifikant mit der BPD assoziiert (24% vs. 6%, p=0.003). Sowohl für IRDS (79% vs. 61%, p=0.015) als auch für I/PVH (45% vs. 24%, p=0.028, bedingt durch ein Überwiegen der IVH Grad 1 in der Fallgruppe) zeigte sich eine Korrelation mit der Ureaplasmeninfektion. Die maschinelle Beatmungsdauer sowie die Gesamtbeatmungsdauer (invasive und CPAP-Beatmung) waren in der Fallgruppe signifikant länger (median 11 vs. 6 Tage, p=0.006 und 25 vs. 16.5 Tage, p=0.019). Bei den infektiologischen Komplikationen Early/Late onset Sepsis und NEC sowie der PVL waren keine Assoziationen mit der Ureaplasmeninfektion feststellbar wie auch bei den übrigen untersuchten Parametern.
Schlussfolgerung: Wir fanden eindeutige Hinweise auf eine erhöhte pulmonale Morbidität in Zusammenhang mit einer Ureaplasma-urealyticum-Infektion bei Frühgeborenen. Schwerwiegende neurologische Komplikationen waren nicht mit einer Ureaplasma-urealyticum-Infektion assoziiert.