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Amann, J.
Der Einfluss des Geschlechts auf postoperative Schmerzen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit/Master Thesis (UNI) ] Graz Medical University; 2015. pp.42.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Bornemann-Cimenti Helmar
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Sandner-Kiesling Andreas
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund
Die postoperative Schmerztherapie wird meist nach Standardprotokollen durchgeführt, welche bei beiden Geschlechtern idente Behandlungsschemata vorsehen. Seit den frühen 1980er Jahren gibt es Forschungsgruppen, die sich geschlechtsabhängigen Unterschieden in der Schmerzperzeption, dem postoperativem Opioidverbrauch und der Entdeckung von Risikofaktoren für postoperativen Schmerz widmen. Seit Mitte der 1990er Jahre werden diesen Fragestellungen verstärkt untersucht. Eigene Forschungsteams analysieren geschlechtsspezifischen Schmerz.
Geschlechtsunterschiede können sowohl in der Schmerzperzeption als auch im Schmerzmittelbedarf gefunden werden. Die Daten der verschiedenen Studien divergieren in diesem Bereich jedoch so stark, dass es derzeit keinen wissenschaftlichen Konsens gibt, welches Geschlecht höhere Belastungen aufweist und welches unterversorgt ist.
Ziel dieser Arbeit ist, durch die Untersuchung einer großen Stichprobe eine Aussage über die geschlechtsspezifischen Unterschiede im postoperativen Schmerz zu erlangen, durch eine Subanalyse Risikofaktoren zu identifizieren und in Zusammenschau mit der verfügbaren Literatur das Verständnis des postoperativen Schmerzes in Bezug auf Geschlechtsunterschiede zu verbessern.
Methoden
Für diese Querschnittsstudie wurden die Daten an der Anästhesiologischen Abteilung des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum erhoben. Mithilfe eines Fragebogens wurden Faktoren zur postoperativen Versorgungsqualität sowie der operationsspezifische postoperative Schmerz 24 Stunden nach dem Eingriff auf einer NRS-Schmerzskala von 0-10 ermittelt. Ausschlusskriterien sind alle Formen der kognitiven Beeinträchtigung, sowie therapiebedingte Zustände, die eine präzise Beantwortung der Fragen gefährden würden. Die Auswertung der Daten erfolgt in Graz. Die teilnehmenden Personen wurden in drei Untergruppen nach Schwere der Eingriffe unterteilt.
Ergebnisse
In einem 50 monatigen Zeitraum wird der postoperative Schmerz von 10200 volljährigen Personen erhoben. Männliche Patienten zeigen höhere Schmerzen in der Klasse Major Surgery, weibliche Patientinnen hingegen in der Operationsklasse Minor Surgery. Weiters zeigen weiblichen Probandinnen verglichen mit den männlichen in dieser Kategorie ein fast 10fach höheres Risiko, in der Klasse Medium Surgery ein 1.5faches und in der Untergruppe Minor Surgery ein 0.75faches Risiko starke Schmerzen (NRS=6) zu entwickeln (p<0.001).
Conclusio
Unsere Daten zeigen einen geschlechtsspezifischen Unterschied in postoperativem Schmerz. Gemäß rezenter Vergleichsstudien findet sich ein höheres Risiko für postoperativen Schmerz beim weiblichen Geschlecht. Besonders drastisch fällt das Ergebnis bei Eingriffen der Klasse Minor Surgery aus. Die Eingriffskategorie Major Surgery verhält sich kontrovers zu diesem Trend und zeigt eine diskrete Risikoerhöhung für männliche Patienten.
Diese unterschiedlichen Risikoprofile sollten im klinischen Alltag Bewusstsein erlangen und in geschlechtsspezifischen Behandlungsprotokollen zur postoperativen Schmerztherapie Berücksichtigung finden.