Gewählte Publikation:
Matscheko, P.
Prävalenz der Zöliakie bei BlutspenderInnen und männlichen Adoleszenten in Südost-Österreich.
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2015. pp.96.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Deutsch Johann
-
Hauer Almuthe
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Die letzten Daten zur Prävalenz der Zöliakie in der Steiermark stammen aus dem Jahr 1975 (1:496). Seitdem wurde durch die Verwendung von spezifischen Antikörpertests in anderen europäischen Ländern eine weitaus höhere Prävalenz ermittelt. Fragestellung: In dieser Arbeit sollen mittels Screening unterschiedlicher Populationen [ a) BlutspenderInnen, erstmals für Österreich; b) männliche Stellungspflichtige, erstmals weltweit] erfasste Prävalenzen der Zöliakie zusammengestellt und verglichen werden. Methodik: 4268 BlutspenderInnen und 3036 Stellungspflichtige wurden in der Steiermark in den Jahren 1999-2001 rekrutiert und auf endomysiale Antikörper sowie Gesamt-IgA getestet. Positive Probanden wurden zu einer weiteren Untersuchung mit einer Duodenalbiopsie eingeladen. Ergebnisse: Bei den BlutspenderInnen ergab sich eine Prävalenz von 1:854, wobei nur 60% der serologisch auffälligen PatientInnen einer Biopsie zustimmten und daher nicht alle Erkrankten erfasst wurden. Es konnte ein häufigeres Auftreten der Krankheit bei Frauen beobachtet werden. Die Studie der Stellungspflichtigen ergab eine Prävalenz von 1:190. Unter Hinzuziehung der Beobachtung einer geschlechts-spezifischen Verteilung von ca. 2:1 (w:m) ergäbe sich theoretisch eine Prävalenz von etwa 1:100, einem ähnlichen Bereich, der in anderen europäischen Studien gefunden wurde. Diskussion: Für die Erfassung der Zöliakie bei asymptomatischen Kindern und Jugendlichen besteht die Möglichkeit von ungezielten Screening-Untersuchungen mittels Antikörper-Diagnostik oder case-findings als Methoden. Die beiden durchgeführten Screening-Untersuchungen erfassen die PatientInnen erst in relativ hohem Lebensalter, in dem schon ausgeprägtere Schleimhautschäden zu erwarten sind. Stellungspflichtige sind aufgrund der einfachen Rekrutierung sehr gut als Screeningpopulation geeignet, jedoch werden nur Männer erfasst. Für die weibliche Bevölkerung ist ein ähnliches Screening derzeit aus ethischen Gründen kaum durchführbar. Die wahre Prävalenz könnte daher höher liegen. Bei einem Screening von BlutspenderInnen werden zwar Männer und Frauen erfasst, doch müsste die Motivation zur Durchführung einer Biopsie verbessert werden. Auch bei den BlutspenderInnen wird eine höhere Prävalenz vermutet, die tatsächliche Prävalenz könnte in der hier untersuchten Population bis zu 1:474 betragen, falls die nicht-biopsierten Probanden als positiv betrachtet werden. Case-findings hängen von den Möglichkeiten zahlreicher praktizierender ÄrztInnen ab, die durch Routinearbeit derzeit bereits ausgelastet sind. Zöliakie-Kranke ohne klinische Symptome würden dadurch nicht erfasst werden.