Gewählte Publikation:
Sifferlinger, I.
Die Morphologie der Oozyten von Endometriosepatientinnen und ihre mögliche Assoziation mit dem Outcome in der künstlichen Befruchtung
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Petek Erwin
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Bis zu 15% der Frauen im gebärfähigen Alter sind von Endometriose betroffen, davon leiden wiederum 30-50% an Fertilitätsstörungen und unerfülltem Kinderwunsch. In der Therapie der Endometriose gibt es verschiedene Ansätze, zu welchen, im Fall eines Kinderwunsches, die künstliche Befruchtung gehört. Diese Studie befasst sich mit der Morphologie der Eizellen von Endometriosepatientinnen und deren eventuellem Zusammenhang mit den Behandlungsergebnissen in der künstlichen Befruchtung. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf den Einfluss der verschiedenen Schweregrade der Endometriose gelegt.
Methoden: Für die prospektive Studie wurden aus 637 Behandlungszyklen von 525 Patientinnen welche sich im Jahr 2013 in der Landes- Frauen- und Kinderklinik einer Kinderwunschbehandlung unterzogen je 129 Behandlungszyklen von Patientinnen mit und ohne Endometriose ausgewählt. Die Patientinnen in den beiden Studiengruppen wurden nach dem AMH-Wert, Alter, vorhergegangenen Behandlungszyklen und der Methode der Befruchtung abgestimmt. In je 23 Zyklen aus beiden Kohorten wurde eine konventionelle IVF durchgeführt, in je 106 Zyklen wurde das ICSI-Verfahren angewandt. Die Patientinnen mit Endometriose wurden nach den revidierten Guidelines von 1997 der American Society of Reproductive Medicine in vier verschiedene Schweregrade eingeteilt. Die Ergebnisse in den beiden Kohorten mit und ohne Endometriose, sowie in den verschiedenen Schweregraden wurden verglichen und statistisch ausgewertet.
Ergebnisse: Patientinnen mit Endometriose hatten eine signifikant niedrigere Rate an reifen Oozyten (P<0,05), als auch an morphologisch normalen Oozyten (P<0,0001). Insbesondere wurden bräunlich verfärbte Oozyten (P<0,01, Grad I-IV) und das Vorhandensein von refraktilen Körpern (P<0,0001, Grad IV) vermehrt angefunden. Patientinnen mit Endometriose Grad IV hatten, im Vergleich zu den Endometriosepatientinnen mit milderen Schweregraden (I-III), Oozyten signifikant schlechterer Qualität vorzuweisen (P<0,01). Die Befruchtungsrate der Endometriosepatientinnen war im konventionellen IVF-Verfahren signifikant reduziert, nicht jedoch im ICSI-Verfahren (P<0,05). Dabei zeigten sich niedrigere Befruchtungsraten bei Oozyten aus Endometriose-positiven Zyklen der Stadien III-IV verglichen mit jenen aus Zyklen der Stadien I-II. Es konnte kein Unterschied bezüglich der Raten an Implantationen, klinischen Schwangerschaften, Aborten, Lebendgeburten und Missbildungen erhoben werden. Ebenfalls vergleichbar war das neonatale Outcome in der Endometriose-positiven und der Endometriose-negativen Gruppe.
Schlussfolgerung: Endometriosepatientinnen, besonders jene im Stadium IV, zeigen Oozyten schlechterer Qualität. Basierend auf unseren Daten, sollte, bei Patientinnen mit moderater bis schwerer Endometriose (Grad III-IV), das konventionelle IVF-Verfahren nicht die erste Wahl unter den Therapieoptionen darstellen, sondern das ICSI-Verfahren favorisiert werden. Hat die Befruchtung erst einmal stattgefunden ist keine Beeinträchtigung der weiteren präimplantativen Embryonenentwicklung sowie der Schwangerschafts- und Lebendgeburtenrate zu erwarten.