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Venningdorf, A.
Schlaf-Wach-Technik bei Kraniotomien - eine Herausforderung für die Anästhesie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. 89
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Voit-Augustin Henrika
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- Hintergrund: Die Wachkraniotomie ist die bevorzugte Operationsmethode, um Läsionen, die sich in der Nähe oder im Bereich von funktionellen Kortexarealen befinden, zu entfernen.
Für das anästhesiologische Management stehen verschiedene Techniken zur Verfügung, die sich sowohl in der Art der Sedierung, den angewandten Medikamenten und dem Atemwegsmanagement unterscheiden.
Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es, ein einheitliches Narkoseprotokoll für zukünftige Wachkraniotomien zu erstellen, ohne postulieren zu wollen, dass es sich dabei um die beste Methode handelt.
Methoden: Der erste Teil der Arbeit bestand aus einer Literaturrecherche, um den aktuellen Stand der verschiedenen Methoden aufzuzeigen.
Im zweiten Teil erfolgte die Auswertung der Narkoseprotokolle von 30 Patienten, die im Zeitraum zwischen November 2008 und Juli 2014 an einer Wachkraniotomie am Grazer Universitätsklinikum teilnahmen. Ein spezielles Augenmerk wurde dabei auf die Analyse verschiedener hämodynamischer (RR, Hf) und respiratorischer (etCO2, SpO2) Parameter, sowie den Medikamentenverbrauch, das Atemwegsmanagement und Komplikationen während und nach der OP gelegt.
Ergebnisse: Von den 30 Operationen wurden 19 Patienten als „Monitored Anaesthesia Care = MAC“ geführt, bei den restlichen 11 Patienten wurde eine „Asleep-Awake-Asleep = AAA“-Technik angewandt. Interessanterweise zeigte sich in der ersten Gruppe während der gesamten Operation ein etwas höherer Verbrauch an Propofol ( 5,42 mg/kg/h in der
2. Schlafphase und 4,49 mg/kg/h in der 3. Schlafphase) gegenüber der 2. Gruppe (4,77 mg/kg/h und 3,73 mg/kg/h). Der Remifentanil-Verbrauch war in beiden Gruppen, bis auf zwei Ausnahmen im AAA-Kollektiv, über die gesamte OP-Dauer annähernd gleich
(MAC: 0,033 µg/kg/min., AAA: 0,031 µg/kg/min.).
Als häufigste Komplikation wurde ein erhöhtes etCO2 beobachtet. In der MAC-Gruppe (n=16) kam es bei 11 Patienten (68,75%) zu einem Überschreiten des endtidalen
CO2-Grenzwerts von 45 mmHg, in der AAA-Gruppe (n=8) bei 6 Patienten (75%).
Schlussfolgerung: Für zukünftige Wachkraniotomien soll in Graz die MAC-Methode als bevorzugte Technik angewandt werden, da die AAA-Methode nur bei beatmeten Patienten überlegen ist. Allerdings gilt es den Propofolverbrauch während der Operation zu reduzieren, um eine Hyperkapnie zu vermeiden. Als initiale Dosis zur Sedierung wird eine Spannweite zwischen 6-9 mg/kg/h, zur Aufrechterhaltung 1-3 mg/kg/h empfohlen. Der BIS-Wert sollte zwischen 70 und 80 liegen.
Durch die Anlage eines Skalpblocks kann auch der Verbrauch an Remifentanil verringert werden.
Dieses Vorgehen soll eine adäquate Sedierung und Analgesie gewährleisten, gleichzeitig aber ein schnelles Erwachen ermöglichen.