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Selected Publication:

Waidacher, W.
The drugs don’t work...?! SSRI–eine kritische Betrachtung der Medikamentengruppe in Hinblick auf Indikation und Nutzen in der antidepressiven Therapie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. 80 [OPEN ACCESS]
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Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Beubler Eckhard
Altmetrics:

Abstract:
Wir stehen heute einer zunehmend großen Gruppe von Patienten gegenüber, die an verschiedenen Erkrankungen aus dem depressiven Formenkreis leidet. Laut der Global Burden of Disease Studie von 2010, sind Depressionen verschiedenen Typs für 8,2% der YLD’s (years lived with disability) weltweit verantwortlich. Sogar die WHO empfiehlt eine globale Strategie gegen das weltumspannende Problem der Depressionen. Alleine in Österreich können heute über 10% der Bevölkerung als depressiv erachtet werden, mit einer Zunahme der Anzahl an Patienten ist zu rechnen. In der gesamten Europäischen Union haben Depressionen im Jahr 2010 Kosten von 113 Milliarden Euro verursacht. Mit diesen Zahlen und Fakten vor Augen, ist man als ein im Gesundheitsberuf tätiger Mensch gezwungen die Bedeutung der Depression als globales Gesundheitsproblem wahrzunehmen und anzuerkennen. In vielen Fällen besteht das „first line treatment“ heute aus SSRI, selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern. Die eindeutig meisten SSRI werden in der extramuralen Primärversorgung (also nicht von Fachärzten für Psychiatrie) verschrieben. Obwohl in vielen Bereichen der medikamentösen antidepressiven Therapie ein Mangel an Evidenz bezüglich der Wirksamkeit herrscht, werden SSRI einerseits in manchen Fällen von Patienten selbst verlangt, aber auch von Ärzten die unter Zeitdruck und dem allgegenwärtigen Mangel an psychotherapeutischen Grundversorgungskapazitäten leiden, oft zu leichtfertig verschrieben und als „Lifestyle-Pillen“ missbraucht. Das Ziel dieser Diplomarbeit soll unter anderem sein, Probleme aufzuzeigen welche einem Mediziner begegnen können wenn er nach Informationen für die tägliche Praxis in Bezug auf die Wirksamkeit von SSRI in der antidepressiven Therapie sucht. Die Bandbreite der erwähnten Themen reicht von der allgemeinen Terminologie über die Ätiologie und diagnostischen Kriterien sowie die mannigfaltigen medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapieoptionen, mit Focus auf SSRI im ersten Teil der Arbeit. Im zweiten Teil werden vergleichende Studien zur Wirksamkeit der SSRI mit Placebo dargestellt. Es wird auf den Publikationsbias und die Rolle von Tiermodellen in der Psychopharmakologie eingegangen. Ebenso soll versucht werden Gründe dafür anzuführen warum sich heute mehr und mehr Pharmafirmen aus dem einst lukrativen Bereich der Psychopharmakologie zurückziehen und Forschungsgelder und Anstrengungen in andere Bereiche investieren. Abschließen wird die Rolle der Psychotherapie und häufige Nebenwirkungen der SSRI erläutert.

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