Gewählte Publikation:
Botsili, B.
Eine prospektive Aderhautnaevus- Registerstudie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. 77
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Mayer-Xanthaki Christoph Fidel
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Wackernagel Werner
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund:
Aderhautmelanome können aus benignen choroidalen Naevi entwickeln. In Österreich gibt es bisher kein Screeningprogramm für melanozytäre Läsionen der Aderhaut. Die Datenlage zu demografi-schen und klinischen Parametern solcher Läsionen in der österreichischen Bevölkerung ist mangelhaft, ein Register, in dem betroffene PatientInnen erfasst werden, ist nicht vorhanden.
Methode:
Die vorliegende Diplomarbeit beschreibt eine prospektive Beobach-tungsstudie – PROCHORN (Prospective Choroidal Nevi Registry). In einer elektronischen Forschungsdatenbank (REDCap) wurden Parameter zu Demographie der PatientInnen sowie klinische Parameter der Aderhautnaevi und IML erfasst, welche am einzigen tertiären Versorgungszentrum für diese Läsion in der Steiermark untersucht wurden. Das Register dient der Erfassung von Informationen zur ophthalmologischen Versorgung der PatientInnen.
Ergebnisse:
Für die vorliegende Diplomarbeit wurden in einer ersten Auswertung 348 Patienten mit insgesamt 401 choroidalen Naevi systematisch erfasst. Die 231 Frauen und 117 Männer hatten bei der Ersterfassung ein Durchschnittsalter von 63.8 Jahren (Bereich 18-92.1 Jahre; Frauen: 64,2 Jahre, Männer:63,0 Jahre; p=0.43, t-Test). Die erfassten Naevi wiesen einen mittleren Basisdurchmesser von 3,8mm (SD: 2,8mm) aus, welcher sich zwischen Frauen (3,8mm, SD: 2,8mm) und Männern (3.8mm, SD: 2,8mm) kaum unterschied (p=0,999, t-Test). Die mittlere Dicke bzw. Höhe betrug 1,0 mm (SD: 0,48mm) und zeigte ebenfalls keine geschlechtsabhängigen Unterschiede (Männer: 1,0mm, SD: 0,03mm; Frauen: 1,0mm, SD:0,03mm; p=0.967, t-Test). Auch konnte kein Unterschied des Durchmessers und der Höhe bei PatientInnen unter bzw. über 65 Jahren (dem medianen Alter) gezeigt werden (p=0.42 bzw. p=0.52, t-Test).
Risikofaktoren für ein Wachstum der melanozytären Läsion und die Entstehung eines Aderhautmelanoms konnten bei insgesamt 91 Navi festgestellt werden (86 PatientInnen). Von den 8 Fällen (2 %), in denen über den Beobachtungszeitraum ein Wachstum der melanozytären Läsion dokumentiert werden konnte, zeigte sich in einem Fall (0,25 %) die definitive Umwandlung in ein malignes Melanom.
Schussfolgerung:
Die Naevi von Frauen und Männern zeigen bei Einschluß ins das Protokoll keine signifikanten Unterschiede in der Größe der Naevi oder der Anzahl an Risikofaktoren. Auch das Alter der Frauen und Männer unterschied sich nicht, und die Größe der Naevi zeigte auch keine Unterschiede bei PatientInnen über/oder unter 65 Jahren. Die Annahme einer Zunahme der Naevusgröße mit dem Alter wie sie in andern Studien aus Querschnittsdaten postuliert wurde läßt sich aus den vorliegenden Daten dzt. nicht unterstützen. Zur Früherkennung von Aderhautmelanomen und zur Reduktion der Mortalität wird die regelmäßige Augenuntersuchung beim Augenfacharzt empfohlen. Die Mortalität des Aderhautmelanoms ist mit 50% vergleichsweise hoch. Die Verbesserung der Prognose durch eine frühzeitige Therapie ist bislang nicht bewiesen, doch deuten einzelne Studienergebnisse in Richtung eines positiven Effekts einer frühen und raschen Therapie. Dies ist insbesondere in Hinblick auf die Bestrebungen einzelner nicht-ärztlicher Berufsgruppen relevant, welche die Versorgung der Österreicher durch mit Sehbehelfen (Brillen, Kontaktelinsen) außerhalb des ärztlichen Verantwortungsbereiches anstreben. Dies würde die Chancen einer frühzeitigen Erkennung vermindern und könnte somit in einer erhöhten Sterblichkeit am Aderhautmelanom resultieren.