Gewählte Publikation:
Renner, A.
Serum und Liquor Lipocalin 2 als Biomarker für Krankheitsprogression bei Multipler Sklerose
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Khalil Michael
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Seifert-Held Thomas
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- Abstract:
- Hintergrund: Bei der Multiplen Sklerose (MS) wird der Biomarkerforschung ein immer größer werdender Stellenwert zuteil, in Bezug auf die Aufschlüsselung pathophysiologischer Prozesse, aber auch in prädiktiver, diagnostischer oder therapeutischer Konsequenz. Kürzlich publizierte Studien geben Anlass zu der Annahme, dass Lipocalin 2, ein Akut-Phase-Protein mit Einfluss auf das angeborene Immunsystem, an der gestörten Eisen-Homöostase bei MS, die bereits in frühen Erkrankungsstadien vorkommt, beteiligt ist. Diese Diplomarbeit geht der Frage nach einer potenziellen Rolle dieses Proteins als molekularer Biomarker für Krankheitsprogression bei MS nach.
Methoden: Im Rahmen der Studie wurden 54 Patienten in frühen Erkrankungsstadien von MS („early MS“) oder CIS („Clinically Isolated Syndrome“) und als Kontrollgruppe 62 Patienten mit nicht-entzündlichen neurologischen Erkrankungen untersucht. Bei den Patienten der MS-Gruppe wurden das Alter zu Krankheitsbeginn, die Krankheitsdauer und als Maß des Behinderungsgrades der EDSS-Score erhoben und zwei MR-Untersuchungen, zur Erhebung der T2-Läsionslast (T2-LL) und der prozentuellen Veränderung des Gehirnvolumens (PBVC) über die Zeit, als Marker für Krankheitsprogression, durchgeführt. Bei jedem der 116 Patienten wurden Serum- und Liquor-Lipocalin 2 sowie Liquor-Transferrin bestimmt. Diese Werte wurden mit den erhobenen demographischen (Alter, Geschlecht), klinischen und MR-Daten in statistischen Analysen verglichen.
Ergebnisse: Lipocalin 2-Konzentrationen sind sowohl im Liquor (p<0,001) als auch im Serum (p<0,01) bei MS-Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant reduziert. Es zeigt sich zudem ein Zusammenhang zwischen Liquor-Werten von Lipocalin 2 und Transferrin, das als Marker für den Eisenstoffwechsel gilt. Es konnten keine Korrelationen mit den EDSS-Werten oder den gemessenen MR-Parametern ermittelt werden.
Diskussion: In frühen Erkrankungsstadien der Multiplen Sklerose ist die Lipocalin 2-Expression vermindert. Der Zusammenhang zwischen Liquorwerten von Lipocalin 2 und Transferrin bekräftigt zudem die Annahme einer Beteiligung von Lipocalin 2 am veränderten Eisenstoffwechsel bei MS. Es sind weitere Studien über die Zusammenhänge von Lipocalin 2 und klinischen Follow-Up Daten sowie Eisen-sensitiven MR-Messungen erforderlich, um die Bedeutung dieses Biomarkers weiter zu erforschen.