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Konrad, D.
Einfluss des Geburtsmodus auf das kindliche Outcome bei Frühgeburten <34+0SSW –
eine retrospektiv – exploratorische Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 126
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Lang Uwe
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Reif Philipp
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Eine Frühgeburt ist definiert als Geburt vor vollendeter 37.SSW. Sie ist mit einer hohen Morbiditätsrate der Frühgeborenen verbunden und stellt weltweit die Hauptursache für neonatale Todesfälle dar. Die Frühgeburtenrate zeigt, trotz zahlreicher Bemühungen in der Prävention von Frühgeburten, eine ansteigende Tendenz. Dies ist unter anderem auf die steigende Rate an assistierter Reproduktion zurückzuführen. Einen weiteren Einflussfaktor stellt das in den letzten Dekaden konstant steigende Alter, besonders von Erstgebärenden, dar. Zu den Faktoren, die mitbestimmend für Morbidität und Mortalität der Frühgeborenen sind, zählen unter anderem Gestationsalter und Geburtsgewicht bzw. Reifezustand der Organe zum Zeitpunkt der Geburt. Inwieweit der Geburtsmodus selbst bestimmend für das Outcome der Frühgeborenen ist, wird kontroversiell diskutiert und ist Gegenstand dieser retrospektiven Datenanalyse.
Methodik: In der vorliegenden retrospektiven Datenanlyse, in die frühgeborene Einlinge im Zeitraum zwischen 2004-2012 aus allen steirischen Landeskrankenhäusern eingeschlossen wurden, dienten der fetale arterielle Nabelschnur pH-Wert, der APGAR-5´-Wert und APGAR-10´-Wert als Maß für das neonatale short-term Outcome.
Ergebnisse: Frühgeborene nach vaginaler Spontangeburt aus Schädellage zeigten signifikant höhere arterielle Nabelschnur pH-Werte verglichen mit Frühgeborenen, die per Kaiserschnitt entbunden wurden (pH=7,31 vs. pH=7,28; p<0,0001). Außerdem litten signifikant weniger Frühgeborene nach einer Spontangeburt an einer Azidose, verglichen mit jenen nach operativer Schnittentbindung. In Bezug auf den APGAR-5`-Wert zeigte sich für das gesamte Studienkollektiv ein signifikanter Einfluss des Geburtsmodus. Der niedrigsten Anteil von Kindern mit einem APGAR-5´-Wert <7 zeigte sich nach Spontangeburt (6,8%), während 8,4% aller mittels primärer Sectio entbunden Frühgeborenen einen APGAR-5`-Wert <7 hatten. Bei den sehr frühen Frühgeburten zwischen 23-27 SSW zeigten sich signifikant höhere APGAR-5´- und APGAR-10´-Werte nach Kaiserschnittentbindung (p<0,0001). 40,5% aller mittels Spontangeburt entbundenen Kinder hatten niedrige APGAR-5´- und APGAR-10´-Werte (0-3), während signifikant weniger Kinder (primäre Sectio: 6,9%, sekundäre Sectio 7,8%) solch einen niedrigen APGAR-5´- und APGAR-10´-Wert (primäre Sectio: 8,6%, sekundäre Sectio: 4,4%) hatten. SGA-Frühgeborene wurden signifikant häufiger mittels Kaiserschnitt zur Welt gebracht und zeigten signifikant niedrigere art. NS pH-Werte nach sekundärer Sectio verglichen mit AGA-Frühgeborene (pH=7,22 vs. pH=7,28; p=0,018).
Diskussion: Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Schnittentbindung keinen positiven Effekt auf das fetale short-term Outcome zu haben scheint. Die Datenauswertung zeigte zwar einen signifikanten Unterschied des art. NS pH-Werts in Abhängigkeit vom Geburtsmodus im gesamten Studienkollektiv, jedoch muss hinsichtlich der klinischen Relevanz festgehalten werden, dass auch bei jenen mittels primärer Sectio entbundenen Frühgeborenen, der mittlere pH-Wert mit pH=7,28, deutlich über dem Grenzwert einer fetalen Azidose liegt, der in der Literatur mit pH<7,2 definiert wird. Eine Ausnahme könnte jedoch die Gruppe der frühen Frühgeburten zwischen 23-27 SSW darstellen. Auch wenn die Ermittlung des art. NS pH-Wertes in dieser Gruppe keinen signifikanten Vorteil einer Kaiserschnittentbindung zeigte, könnten die höheren APGAR-5´- und APGAR-10´-Werte, als ein Indiz für mögliche Vorteile einer Kaiserschnittentbindung bei frühen Frühgeburten gewertet werden. Bei SGA-Feten sollte der Versuch einer Spontangeburt gut überlegt werden, da die signifikant schlechteren art. NS pH-Werte nach einer sekundären Sectio darauf hindeuten, dass der Geburtsstress, den ein vaginaler Entbindungsversuch mit sich bringt, von Frühgeborenen mit Wachstumsrestriktion schlechter toleriert wird.