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Gewählte Publikation:

Colantonio, C.
Biomarker zur Früherkrennung kardiovaskulärer Erkrankungen (K-Projekt, BioPersMed)
Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft; Humanmedizin; [ Dissertation ] Medical University of Graz; 2014. pp.128 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Pieber Thomas
Pieske Burkert Mathias
Schmidt Albrecht
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung:Die Risikostratifikation asymptomatischer Patienten mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko erfolgt heute auf dem Boden klassischer Risikofaktoren (wie z.B. arterielle Hypertonie, Hyperlipidämie, etc.) mit Hilfe von Score-Systemen (z.B. PROCAM-Score). Allerdings sind die Zuverlässigkeit und der klinische Nutzen dieser Systeme unbefriedigend. Durch neue laborchemische und biophysikalische Biomarker könnte die Früherkennung und Risikostratifikation verbessert werden. Allerdings liegen derzeit keine Modelle vor, in denen die Kombination neuartiger Biomarker mit etablierten Risikomarkern untersucht wurde. Im Rahmen der 2010 angelaufenen „Graz Heart Study“, die Teil des Comet-Projektes (K-Projekt) „BioPersMed“ ist, ist die wichtigste Zielvorgabe, den vorhersagenden Wert bekannter und neuer Biomarker, Laborparameter, bildgebender Methoden und funktioneller Tests, für die Früherkennung kardiovaskulärer Erkrankungen zu evaluieren. Patienten und Methodik: In die Graz Heart Study werden seit Dezember 2010 prospektiv Probanden mit kardiovaskulären Risikofaktoren, aber noch keinem arteriosklerotischen Ereignis, eingeschlossen und longitudinal nachbeobachtet. Die Screening–Untersuchung wird nach 2, 4 und 6 Jahren wiederholt, dazwischen finden zusätzlich 3 Telefon–Visiten statt. Es ist geplant, diese Kohorte noch über einen weitaus längeren Zeitraum zu beobachten und zu untersuchen. In Kooperation mit der BioBank der Medizinischen Universität Graz werden Blut- und Urinproben, Speichel, sowie DNA für genetische Analysen asserviert. In einer detaillierten kardiovaskulären Phänotypisierung werden neben Routineparametern die systolische und diastolische Ventrikelfunktion, kardiovaskuläres Remodeling sowie state-of-the-art echokardiographische Parameter (strain, strain-rate) erhoben. Die vaskuläre Funktion wird umfassend u.a. durch Endothelfunktion, Pulswellenanalyse und Analyse der Intima/Media–Dicke an den Carotiden bestimmt. Die körperliche Leistungsfähigkeit wird nicht-invasiv mittels Spiroergometrie, Lungenfunktion und 6 Minuten Gehtest erhoben. Zusätzliche Untersuchungen in Subgruppen beziehen zerebrale arteriosklerotische Ereignisse (Schädel-MRT), Augenhintergrunduntersuchung (Fundus Kamera), ambulante 24Stunden-Blutdruckmessung und eine umfassende Analyse von soziodemographischen Parametern und der Lebensqualität ein. Die Rekrutierung erfolgt in enger Kooperation mit dem niedergelassenen Bereich. Ergebnisse: Im Zeitraum von Dezember 2010 bis September 2014 konnten insgesamt 844 Probanden in die Graz Heart Study rekrutiert werden. Die primäre Auswertung des Basisdatensatzes beschreibt das Patientenkollektiv der Graz Heart Study Kohorte selbst. Unsere Daten an vermeintlich gesunden Probanden zeigen, dass die Pulswellengeschwindigkeit (PWV) an den großen Gefäßen bereits in erheblichem Maße pathologisch verändert ist. Bezogen auf kardiales Remodeling und Herzfunktion weisen ca. 30% eine linksventrikuläre Hypertrophie und ca. 50% eine diastolische Ventrikelfunktionsstörung auf, davon ca. 5% klinisch signifikant. Es besteht außerdem eine signifikante positive Korrelation zwischen PWV, kardiovaskulären Risikofaktoren, Intima/Media Dicke der Carotiden, Linksventrikulärer Masse und diastolischer Ventrikelfunktion. Dies deutet auf einen direkten Zusammenhang zwischen der „Steifigkeit des Herzens“ und der „Steifigkeit der Gefäße“ hin. Die Wertigkeit der Pulswellengeschwindigkeit (PWV) als selbstständiger, unabhängiger Frühmarker zur Detektion kardiovaskulärer Ereignisse ist Gegenstand aktueller Studien und wird im Rahmen der FollowUp Untersuchungen validiert werden. Schlussfolgerung: Insgesamt zeigt sich bei der deskriptiven Analyse der Kohorte, dass dieses Risikokollektiv bereits in erhöhtem Maße eine diastolische Dysfunktion, linksventrikuläre Hypertrophie und beschleunigte PWV aufweist, was für Remodeling–Zeichen am Herzen und an den Gefäßen spricht.

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