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Gewählte Publikation:

Stockmair, P.
Prädiktoren für das Auftreten einer kritischen Extremitätenischämie bei PatientInnen mit bekannter pAVK
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 49 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Brodmann Marianne
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Die kritische Extremitätenischämie (CLI) ist das Endstadium der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), und somit eine der Folgen der Atherosklerose. Sie ist durch Ruheschmerzen oder Auftreten spontaner Nekrosen bzw. Gangrän der betroffenen Extremität gekennzeichnet und führt in vielen Fällen zur Amputation der betroffenen Extremität oder zum Tod der PatientInnen. Die meisten dieser oft multimorbiden PatientInnen erhalten eine Polypharmakotherapie mit Wirkung auf das kardiovaskuläre System. Diese wird meist aufgrund der vorliegenden Evidenz zur Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall verordnet, die Studienlage zur Prävention einer CLI ist hingegen spärlich. Das Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung eines neuen, prädiktiven Scores zur Identifizierung von Risikofaktoren für das Auftreten einer CLI. Methoden: Insgesamt 2124 PatientInnen, die im Zeitraum zwischen Februar 2003 und Juni 2011 an der Klinischen Abteilung für Angiologie des Universitätsklinikums Graz in Behandlung waren wurden in zwei Gruppen unterteilt. Mit Hilfe der ersten Gruppe prüften wir dreiundzwanzig Parameter (Pharmakotherapie und Komorbiditäten) auf ihre Signifikanz im Hinblick auf das Vorliegen einer CLI. Für die signifikanten Parameter wurden zur Erstellung eines prädiktiven Scores Punkte in Abhängigkeit von der Odds Ratio (OR) vergeben und die Validität des Scores mittels der zweiten PatientInnengruppe überprüft. Die Signifikanz wurde mittels Jonckheere-Terpstra Test bestätigt. Ergebnisse: Die stärkste Korrelation mit dem Vorliegen einer CLI ergab sich für Diabetes mellitus (OR 3,1), Therapie mit niedermolekularem Heparin (OR 2,8), stattgehabten Myokardinfarkt (OR 2,4), Alter über 75 Jahre (OR 2,0), wofür jeweils zwei Punkte vergeben wurden. Für eine Therapie mit Digitalis (OR 1,8), Alter zwischen 65 und 74 Jahren (OR 1,7) und Therapie mit Schleifendiuretika (OR 1,6) wurde jeweils ein Punkt kalkuliert. Eine Therapie mit Statinen war der einzige Parameter, der eine Risikoreduktion bedingte (OR 0,6), weshalb bei diesen Patienten ein Punkt abgezogen wurde. Daraus ergab sich ein Score von minus einem bis maximal elf Punkten. Die meisten PatientInnen erreichten zwei Punkte (23,4%), der Anteil der CLI PatientInnen stieg bis zu einer Scoresumme von fünf Punkten signifikant an. Lediglich 4,5% der PatientInnen erreichten eine Summe von sechs oder mehr Punkten, die maximale Punkteanzahl von elf Punkten wurde in dieser Analyse nicht erreicht. Schlussfolgerung: Diabetes mellitus und hohes Lebensalter sind bereits vielfach als unabhängige Risikofaktoren bestätigt, die präventive Wirkung der Therapie mit Statinen wurde ebenfalls in mehreren Studien gezeigt und hat möglicherweise mit einer Plaquestabilisierung zu tun. In Bezug auf die Therapie mit NMH wäre ein ursächlicher Zusammenhang mit einer Thrombozytenaktivierung denkbar. Eine Therapie mit Diuretika könnte durch Dehydrierung und periphere Minderperfusion eine CLI begünstigen. Das erhöhte CLI Risiko bei PatientInnen mit stattgehabtem Myokardinfarkt ist wahrscheinlich in der gemeinsamen pathophysiologischen Grundlage, der Atherosklerose, zu suchen. Das erhöhte CLI Risiko bei Therapie mit Digitalis ist bisher nicht erklärt.

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