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Gewählte Publikation:

Ederer, A.
Antikörper gegen Infliximab und Infliximab-Wirkstoffspiegel bei pädiatrischen und adulten PatientInnen mit Infliximab-behandelten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 112 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Jahnel Jörg
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Die Medikamentengruppe der TNFa-Blocker (Tumor-Nekrose-Faktor alpha- Blocker; z.B. Infliximab; IFX) werden bei PatientInnen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) eingesetzt. Häufig wird nach primärem Therapieerfolg ein bisher ungeklärter Wirkverlust von IFX beobachtet. Eine wichtige Rolle könnten dabei Antikörper (AK) gegen Infliximab (antibodies to IFX, ATI) spielen. Ziel dieser Arbeit war die Zusammenfassung von ATI-Werten und IFX-Talspiegel (Infliximab trough level, IFX-TL) bei IFX-Therapie im Rahmen von CED in jeder Altersgruppe und die Klärung der Frage, ob durch die Bestimmung dieser Parameter ein drohender Wirkverlust von TNFa-Blocker frühzeitig erkannt werden kann. Patienten und Methodik: Eingeschlossen wurden 101 pädiatrische und adulte PatientInnen mit CED bei denen mit Hilfe eines ELISA-Kits ATI und IFX-Talspiegel gemessen wurden. Diese ATI-Serumdaten von Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen mit MC oder CU wurden im Anschluss mit den klinischen Beobachtungen bezüglich der Therapiewirkung korreliert. Die PatientInnen wurden insgesamt in 4 Gruppen eingeteilt: Die Gruppe 1-A umfasst 47 PatientInnen mit MC in klinischer Remission, Gruppe 2-A 22 MC PatientInnen mit klinischem Wirkverlust (Loss of Response, LOR). In der Gruppe 1-B befinden sich 19 CU-PatientInnen in Remission und in der Gruppe 2-B 13 PatientInnen mit CU und LOR. Resultate: Von den 101 untersuchten PatientInnen konnten bei 34 (33,7%) ATI festgestellt werden. Bei den IFX-TL lagen 46 von 144 Messungen (31,9%) unter der Nachweisgrenze. Bei MC-PatientInnen zeigten sich höhere ATI-Bildungsraten in der LOR-Gruppe 2-A (55%), als in der Remissionsgruppe 1-A (23%), Für die CU-Gruppen konnte dies nicht bestätigt werden. Eine Unterteilung der ATI in hoch positive (Extinktion größer als 1) und niedrig positive Werte (Extinktion kleiner als 1) ergab höhere ATI-Konzentrationen in den LOR-Gruppen als in den Remissiongruppen. Bei den ATI-positiven PatientInnen der Remissionsgruppen lag der Großteil der IFX-TL unter der Nachweisgrenze von 1µg/ml (1-A: 77%, 1-B: 75%). Bei den ATI-negativen PatientInnen lag der Anteil der IFX-TL unter der Nachweisgrenze bei 0% (1-A) bzw. 12% (1-B). Auch in den LOR-Gruppen (2-A und 2-B) konnte dieser Zusammenhang beobachtet werden: Bei ATI-positiven PatientInnen lagen IFX-TL bei 60% (2-A) bzw. 100% (2-B) unter 1µg/ml. Bei ATI-negativen PatientInnen lagen 11% (2-A) bzw. 29% (2-B) der IFX-TL unter 1µg/ml. Es wurde ein Zusammenhang zwischen Co-Medikation mit Azathioprin (AZA) und ATI-Bildung zwischen den Remissionsgruppen und den LOR-Gruppen festgestellt. In den Remissionsgruppen lag der Anteil an AZA-Co-Medikation bei ATI-negativen PatientInnen bei 30% gegenüber 16% der ATI-positiven PatientInnen. In den LOR-Gruppen erhielten 45% der ATI-negativen PatientInnen AZA-Medikation, gegenüber 20% der ATI-positiven PatientInnen. Bei einem Patienten trat eine akute Infusionsreaktion mit gleichzeitigem Nachweis von ATI und niedrigen IFX-TL während IFX-Verabreichung auf. Es wurde ein Zusammenhang zwischen IFX-Therapiedauer und klinischem Therapieansprechen festgestellt. 23% der PatientInnen der Remissionsgruppen wiesen eine Therapiedauer unter 12 Monaten auf. Bei den LOR-PatientInnen lag dieser Wert bei 51%. Diskussion: Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen ATI-Bildungsrate und klinischem Wirkverlust. Es konnte eine Korrelation zwischen IFX-Talspiegel und ATI-Bildungsrate festgestellt werden. Ebenso waren ausreichende IFX-TL mit dem Bestehen einer klinischen Remission assoziiert. Co-Medikation mit AZA stand in Zusammenhang mit einer geringeren ATI-Bildung. AZA kann daher als protektiven Faktor für die Entwicklung von ATI gesehen werden. Die Erkenntnisse dieser Arbeit bestätigen die klinische Nützlichkeit der Antikörper und Medikamentenspiegelmessungen bei CED-Patienten mit IFX-Therapie.

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