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Gewählte Publikation:

Hahn, J.
Verlauf der RSV-Infektion bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern – Eine epidemiologische Untersuchung an der Kinderklinik Graz
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 80 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Resch Bernhard
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Die wichtige Rolle des Respiratory Syncytical Virus (RSV) bei Erkrankungen der unteren Atemwege in der frühen Kindheit ist weltweit anerkannt. Ein angeborener Herzfehler/Congenital Heart Disease (CHD) stellt einen Risikofaktor für eine schwer verlaufende Infektion mit RSV dar. Die vorliegende Arbeit untersucht retrospektiv explorativ die regionale Epidemiologie und den Verlauf der RSV-Infektion bei jungen PatientInnen mit CHD. Der Einfluss von hämodynamisch signifikanten kongenitalen Herzfehlern (HS-CHD) und hämodynamisch nicht signifikanten kongenitalen Herzfehlern (HNS-CHD), Gestationsalter, Geburtsgewicht, RSV-Prophylaxe mit Palivizumab und operativen Korrekturen der CHD wird ermittelt. Methoden: Berücksichtigt wurden alle Kinder, die zwischen 2004 und 2008 geboren und an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz mit einem CHD behandelt wurden. Alle PatientInnen wurden nach hämodynamischer Signifikanz des CHD eingeteilt und auf eine Hospitalisierung mit RSV-Nachweis in den ersten drei Lebensjahren überprüft. Des Weiteren wurden folgende Variablen untersucht: Verlaufsparameter der RSV-Hospitalisierung (Tage mit Sauerstoff, invasive Beatmung, Zuweisung auf die Intensivstation), Gestationsalter und Geburtsgewicht, Zeitpunkt der RSV-Infektion bezogen auf das Alter der PatientInnen und das saisonale Auftreten der RSV-Infektion, Operationen des CHD sowie die RSV-Prophylaxe mit Palivizumab. Die RSV-Prophylaxe wurde angenommen, wenn im Arztbrief eine Empfehlung gegeben wurde, eine leitliniengerechte Durchführung der Gabe von Palivizumab konnte nicht überprüft werden. Ergebnisse: Die RSV-Hospitalisierungsrate betrug 58 von 602 (9,6 %) PatientInnen. HS-CHD und HNS-CHD zeigten keine signifikanten Unterschiede in der RSV-Hospitalisierungsrate (7,3 % zu 10,4 %; p: 0,258). Die Hospitalisierungsdauer bei RSV-Infekt betrug im Median 8,5 Tage. 29 von 58 PatientInnen (50 %) benötigten eine Sauerstofftherapie. 13 von 58 PatientInnen (22,4 %) wurden auf der Intensive Care Unit (ICU) aufgenommen, ihre Aufenthaltsdauer betrug im Median 10 Tage. Die PatientInnen waren zwischen 0 und 38 Tagen mechanisch beatmet (Mittel: 2,0 Median: 0). PatientInnen mit HS-CHD waren bei RSV-Infektion im Median länger im Krankenhaus als PatientInnen mit HNS-CHD (14 zu 7 Tagen; p: 0,003), sie bekamen signifikant öfter eine Sauerstofftherapie (63,6 % zu 46,8 %; p: 0,008), sie verbrachten im Median tendenziell mehr Zeit auf der ICU (Mittel: 5,1 zu 3,0; Median: 0 zu 0; p: 0,052) und wurden signifikant länger invasiv beatmet (Mittel: 4,8 zu 1,4; Median: 0 zu 0; p: 0,004). Der mediane Lower Respiratory Tract Infection (LRI)-Score betrug 3 und unterschied sich bei den Gruppen nicht. Der Unterschied in der RSV-Hospitalisierungsrate bei Frühgeborenen (FG) und Reifgeborenen (RG) war nicht signifikant (9,9 % zu 10,4 %; p: 0,861). Das mediane Alter bei Aufnahme betrug 2 Monate (HS-CHD: 6 Monate; HNS-CHD: 2 Monate; p: 0,001). Gut 2/3 der Hospitalisierungen fanden in der ersten RSV-Saison nach der Geburt statt (69,0 %). Die Effizienz der RSV-Prophylaxe bei HS-CHD konnte nicht belegt werden. Fand keine korrigierende Operation vor der ersten RSV-Saison statt, so zeigte sich bei RSV-Prophylaxe eine geringere RSV-Hospitalisierung, jedoch ohne Signifikanz (keine Prophylaxe: 16,3 % zu Prophylaxe: 10,7 %; p: 0,658). Von allen PatientInnen mit HS-CHD wurden die, die einer frühen Operation unterzogen wurden, signifikant seltener hospitalisiert (1,3 % zu 14,3 %; p:0,003). Schlussfolgerung: Die Hospitalisierungsrate bei HNS-CHD ist höher als erwartet, die RSV-Hospitalisierung bei HS-CHD verlief jedoch wie erwartet schwerer. Der Effekt der RSV-Prophylaxe auf die Hospitalisierungsrate bei HS-CHD ist in der vorliegenden Studie nicht nachweisbar. Bei einer frühen Operation des CHD vor der ersten Saison ist die RSV-Hospitalisierungsrate niedriger (1,3 % zu 14,3 %; p: 0,003).

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