Gewählte Publikation:
Datfar, T.
Standards in der Therapie des Karpaltunnelsyndroms
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Lumenta David Benjamin
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- Abstract:
- Einleitung: Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) gehört zu den häufigsten peripheren Nervenkompressionserkrankungen. Zur chirurgischen Dekompression des Nervus (N.) medianus sind diverse Inzisionsarten und Anästhesiemethoden in der Literatur bekannt, doch obwohl das KTS zu den häufigsten handchirurgischen Erkrankungen gehört, gibt es bislang noch keine schriftlich festgelegte Empfehlung zu Inzisionsart oder Anästhesiemethode. Ziel dieser Arbeit ist es, richtungweisend Standards in Bezug auf Inzisionsart und Anästhesiemethode zur Behandlung des Karpaltunnelsyndroms auszuarbeiten.
Methoden: Durch Literaturrecherche (Ethikkomissionsgenehmigung vom 10/2012, EK-Nummer: „25-080 ex 12/13“) wurden Informationen zur angewandten Inzisionsart und Anästhesiemethode gesammelt. Die Daten wurden mittels einer für diesen Zweck modifizierten Schmerzskala kategorisiert (ABC).
Folgende Studien wurden eingeschlossen: Inzisionsart und Anästhesiemethode eindeutig erwähnt
Inzisionsarten: Kurzschnitt, Mini, atypisch, lang, Standard, endoskopisch
Anästhesiearten: Lokalanästhesie, Handgelenksblockade, Plexusanästhesie, Intravenöse Regionalanästhesie (IVRA), Vollnarkose
Für die Anästhesie waren intraoperative Schmerzskalen von Relevanz und für die Inzisionsart Schmerzskalen ab dem 14. postoperativen Tag. Weiterhin wurden operationspflichtige und nicht-operationspflichtige Komplikationen dokumentiert.
Ergebnisse: 5128 Eingriffe zur Spaltung des Karpalkanals wurden im Hinblick auf die Inzisionsart untersucht. Nach den atypischen Inzisionen zeigte die sogenannte Mini-Inzision die höchste Revisionsrate von 33,3 %. Die nicht beschriebenen Inzisionsmethoden wurden zugleich mit den niedrigsten Komplikationsraten assoziiert. Die Datenlage der postoperativen Schmerzerhebung ab dem 14. Tag reichte für eine Auswertung nicht aus. 5089 Eingriffe wurden hinsichtlich der Anästhesiemethode untersucht, von denen 68% mit der Anlage der Blutsperre/-leere durchgeführt worden sind. Die lokale Infiltration des Anästhetikums im Bereich des Karpaltunnels stellt mit 63,5% die häufigste Anästhesiemethode dar, gefolgt von der Plexusanästhesie. In allen Anästhesiemethoden war die Gruppe der geringsten Schmerzempfindung überrepräsentiert. Die IVRA war als einzige Methode in der höchsten Schmerzstufe vorzufinden.
Diskussion: Im Rahmen einer Literaturrecherche stellt die ABC-Schmerzskala eine praktische Methode zur Zusammenfassung von Schmerzangaben dar. Die Infiltration von Lokalanästhetika im Rahmen der Retinakulumspaltung stellt eine effektive, einfach durchzuführende und kostengünstige Anästhesiemethode dar. Die Standard-Inzision wurde mit den geringsten Komplikationsraten assoziiert. Prospektiv angelegte klinische Studien zur Untersuchung von postoperativen Schmerzen und operationswürdigen Komplikationen sind erforderlich.