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Steiner, P.
Haben intravenöse Kanülierungen und die Jahreszeiten einen Einfluss auf die orthostatische Toleranz von Männern?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 68
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Goswami Nandu
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- Abstract:
- Synkopen sind ein sehr häufiges Krankheitsbild in der Bevölkerung. Orthostatischer Stress kann eine zerebrale Hypoperfusion hervorrufen und damit Ursache des Synkopierens sein. Wie viel orthostatischer Stress von der Kreislaufregulation kompensiert werden kann, wird durch die orthostatische Toleranz angegeben. Dass die orthostatische Toleranz, abhängig von der Person und dem Geschlecht, sehr individuell ist und eine multifaktorielle Ätiologie besitzt, wurde in bisherigen Studien des Öfteren beschrieben. Diese Diplomarbeit untersucht retrospektiv den Einfluss von intravenöser Kanülierung und saisonalen Unterschieden auf die orthostatische Toleranz. Im Vergleich der Jahreszeiten wurden auch die blutdruckregulierenden Hormonkonzentrationen gegenübergestellt.
Dabei wurden die orthostatischen Toleranzzeiten von jungen Männern zwischen 18 und 35 Jahren mit Hilfe eines Kipptisches inklusive Unterdruck in der unteren Körperhälfte (HUT +LBNP) gemessen. Die Auswertung inkludierte Vergleiche zwischen invasiven und nichtinvasiven Studienprotokollen, Sommer und Winter Toleranzzeiten und die Hormonkonzentrationen von Arginin-Vasopressin (AVP), Adrenocorticotropin (ACTH), Aldosteron (ALD), Adrenalin (EPI), Noradrenalin (NE) und der Plasma Renin Aktivität (PRA).
Die Resultate zeigten deutliche Unterschiede der Toleranzzeiten zwischen invasiven (11,29 ±4,609 min) und nichtinvasiven (17,67 ±5,737 min) Tests (p=0,0018).
Der Jahreszeitenvergleich mit invasiven Protokollen zeigte allerdings keine Unterschiede (p=0,5173). Die absoluten Hormonkonzentrationen von AVP (p=0,0017), Adrenalin (p=0,0307) und Noradrenalin (p=0,0038) präsentierten wiederum signifikante Unterschiede. Die Resultate zeigten signifikant höhere Absolutwerte im Winter als im Sommer für AVP 5,631 ±5,312 pg/ml (relative Zunahme +420%), Adrenalin 50,39 ±58,03 pg/ml (relative Zunahme +230%) und Noradrenalin 302,4 ±152,1 pg/ml (relative Zunahme +105%).
Es zeigte sich, dass venöse Kanülierungen bei jungen Männern einen deutlichen Effekt auf die orthostatische Toleranzzeit haben. Durch eine 30 Minuten andauernde Ruhephase nach der Kanülierung und vor Beginn der Messungen wurde versucht die neurogenen und psychologischen Effekte der venösen Punktion, oder auch der punktionsinduzierten Stress Hormone, möglichst gering zu halten. Dadurch zeigte sich, dass die Menge der Blutentnahmen (ca. 160 ml Vollblut) bei Probanden, die unter stufenweise forcierter Hypovolämie (HUT +LBNP) stehen, die relevante Ursache für die reduzierte Toleranz ist.
Obwohl einige Baseline Werte der Hormonkonzentrationen signifikante Unterschiede zeigten, differierten die orthostatischen Toleranzzeiten in Abhängigkeit der Jahreszeiten nicht. Trotz der Unterschiede der Baseline Daten, waren die absolut Werte der Hormonkonzentrationen zum Zeitpunkt der Präsynkope in beiden Saisonen (Sommer/Winter) gleich. Demnach reagieren die Homöostase Mechanismen, die für die orthostatischen Toleranz verantwortlich sind, im Winter und Sommer gleich.