Gewählte Publikation:
Pichler, E.
„Endoprothetik und State-Trait-Angst.
Physischer und psychischer Outcome eines künstlichen Kniegelenks unter Berücksichtigung der Schmerzbewältigung und Schmerzverarbeitung“
Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft; Humanmedizin; [ Dissertation ] Medical University of Graz; 2014. pp. 114
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Radl Roman
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Sandner-Kiesling Andreas
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Die Implantation einer Knietotalprothese (KTEP) zählt zu einer der schmerzreichsten operativen Eingriffe. In jüngster Zeit wurde viel über multimodale Schmerztherapien und weniger invasive chirurgische Techniken veröffentlicht. Die entscheidenden Faktoren für den postoperativen Schmerz und das funktionelle Ergebnis nach KTEP sind jedoch noch immer nicht völlig bekannt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen möglichen Zusammenhang zwischen Angst und dem klinischen Ergebnis einer KTEP Implantation unter Berücksichtigung der Schmerzbewältigung und Schmerzverarbeitung aufzuzeigen. Weiters soll ein Messverfahren gefunden werden, das Risikopatienten für eine Schmerzverarbeitungsstörung bereits im Vorfeld erkennen lässt
Methode
50 Patienten (im Alter von 50-84 Jahren) erhielten eine KTEP in minimal-invasiver Technik mit standardisierter multimodaler Schmerztherapie und Mobilisierung. Zur Erhebung der Angst und Schmerzverarbeitung wurden 4 verschiedene Fragebögen zum Zeitpunkt unmittelbar vor (T1prä) und nach der Operation (T2post) herangezogen: der NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (Neo-FFI) das State-Trait-Operations-Angst Inventar (STOA), State-Trait-Angst-Inventar (STAI) und der Fragebogen zur Schmerzbewältigung und Schmerzverarbeitung (FESV). Der WOMAC Fragebogen, die Numerische Rating Skala (NRS) und die Erfassung der zusätzlich verbrauchten Schmerzmedikamente wurden als klinische Ergebnisparameter erhoben. Die statistische Analyse wurde mit SPSS 21.0 durchgeführt. Zur Prüfung der Testvoraussetzung wurde die Normalverteilung untersucht. Zur Unterschiedsprüfung wurde eine univariante Varianzanalyse verwendet. Die Analyse möglicher Korrelationen erfolgte mit dem Korrelationskoeffizient nach Pearson mit einem p – Wert von <.05.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigten, dass Angst (STAI, STOA) keinen signifikanten Einfluss auf das klinische Ergebnis (WOMAC) hatte. Jedoch konnten signifikante Zusammenhänge zwischen der situativen Angst (STOA-State) sowohl präoperativ (T1prä) als auch postoperativ (T2post) und dem postoperativen Schmerz (NRS) beobachtet werden. Des Weiteren zeigte sich eine Korrelation zwischen der Schmerzintensität (NRS) zum T2post und dem frühfuntionellen Ergebnis (WOMAC). Die Schmerzverarbeitung (FESV) hatte sowohl auf das funktionelle Ergebnis (WOMAC) als auch auf die personenbezogene Angst (STAI-Trait) einen signifikanten Einfluss. Daneben zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen der präoperativen und postoperativen Schmerzverarbeitung (FESV). Zudem fand sich eine Negativ-Korrelation der Schmerzverarbeitung zum funktionalen Ergebnis (WOMAC).
Schlussfolgerungen und Implikationen für die Zukunft
Das Ziel der vorliegenden Arbeit, einen möglichen Zusammenhang zwischen der präoperativen Angst und dem klinischen Ergebnis nach einer KTEP aufzuzeigen, wurde nicht erreicht. Jedoch konnte ein Zusammenhang zwischen Angst, subjektiv erlebter Schmerzintensität und dem Schmerzmittelkonsum gezeigt werden. Die Höhe der Schmerzintensität war ein Gradmesser für das klinische Ergebnis. Unzureichende Schmerzbewältigungsstrategien zeigten eine negative Auswirkung auf das klinische Ergebnis und die Schmerzintensität. Der FESV konnte als Screening-Verfahren herausgefiltert werden, der im Vorfeld Risikopatienten mit einer unzureichenden oder inadäquaten Schmerzverarbeitung bereits vor der geplanten Operation erkennen lässt. Weitere Studien werden zeigen, ob durch eine präoperative Behandlung und Betreuung dieser Patienten ein ungünstiger Therapieerfolg verhindert und damit das klinische Ergebnis nach KTEP verbessert werden kann.