Selected Publication:
Keidel, J.
Krankheitsassoziierte Kognitionen bei Patienten mit somatoformen Störungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 68
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Egger Josef Wilhelm
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund:
Somatoforme Beschwerden sind ein allgegenwärtiges Phänomen, welches für Betroffene, aber auch für behandelnde Ärzte aufgrund ihrer multifaktoriellen Entstehungsmöglichkeiten oft einen langwierigen diagnostischen und therapeutischen Weg mit sich bringen.
Methoden:
Für diese Studie wurden 40 Personen mit unterschiedlichsten körperlichen Beschwerden herangezogen, davon 28 weibliche und 12 männliche .
Mithilfe des SOMS-2 Fragebogens von W. Rief, W. Hiller und J. Heuser wurde die Somatisierungstendenz und mit der "Checkliste zum Ergründen der subjektiven Krankheitstheorie" die biopsychosozialen mitverursachenden Faktoren ermittelt. Weiters wurden mit einem persönlichen Interview Bewältigungsmechanismen, deren Effekt-Erleben und Zukunftsaussichten erfragt.
Ergebnisse:
Die häufigsten somatoformen Symptome (über 30%) sind verschiedenste Schmerzsymptome und abdominelle Beschwerden. Frauen geben durchschnittlich 8,9 Symptome an, Männer 7,6. Bei 59% der Frauen halten die Beschwerden schon länger als zwei Jahre an, bei der männlichen Vergleichsgruppe sind 37,5% erst seit weniger als sechs Monaten betroffen.
Der Mittelwert der Parameter zur Messung der subjektiven Krankheitstheorie steigt mit der Somatisierungstendenz, jedoch zeigt auch die Gruppe ohne/mit geringer Tendenz einen durchschnittliche Anzahl von 40 biopsychosozialen Ursachen.
Als Bewältigungsmechanismen werden am häufigsten mehr "körperliche Aktivität" (40%) und "Medikamenteneinnahme" (40%) eingesetzt, das beste Effekt-Erleben zeigt sich bei stationären Psychiatrie- oder Rehabilitationsaufenthalten.
25% der Frauen geben negative Zukunftsaussichten an, bei den Männer nur 8,3%, wobei der Großteil beider Gruppen positiv/hoffnungsvoll eingestellt ist.
Schlussfolgerung:
Frauen zeigen deutliche Unterschiede im Vergleich zu Männern was Symptomerleben und -interpretation sowie Zukunftsperspektiven betrifft, sie leiden länger und unter mehr somatoformen Beschwerden, haben häufiger Angst schwer erkrankt zu sein, suchen öfter Ärzte auf und haben eine negativere Zukunftsperspektive. Biopsychosozial betrachtet haben Frauen auch eine andere subjektive Krankheitstheorie. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede sollten in Diagnostik und Therapie beachtet werden.
Wie das biopsychosoziale Modell lehrt, spielen bei jedem somatischen Vorgang auch psychosoziale Faktoren eine Rolle, die Prozesse auf den verschiedenen Ebenen laufen parallel ab und beeinflussen sich gegenseitig. Eine Einschlussdiagnostik, das frühzeitige Erkennen von diesen mitverursachenden Faktoren und eine simultane Therapie ist daher essentiell.