Gewählte Publikation:
Fritz, J.
Die Harnzytologie als nicht-invasives Testverfahren bei Patienten/Innen mit chronischen Lebererkrankungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 86
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Fickert Peter
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Tatscher Elisabeth
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Das akute Nierenversagen ist eine schwerwiegende Komplikation bei chronischen Lebererkrankungen (z.B. Zirrhose). Neben dem hepatorenalen Syndrom (HRS), einem rein funktionellen Nierenversagen, häufen sich die Hinweise für das Vorliegen von strukturellen Nierenschäden bei Zirrhose und Cholestase. Rezent publizierte tierexperimentelle Daten weisen auf die Bedeutung renal eliminierter Gallensäuren in der Pathogenese tubulärer Nierenparenchymschäden hin. Solche renalen Läsionen können mittels herkömmlicher Labordiagnostik oft nicht erfasst werden. Ziel dieser Studie ist es, herauszufinden, ob die Harnzytologie bei Patienten/Innen mit Zirrhose oder Cholestase gegenüber Gesunden häufiger pathologische Ergebnisse aufweist.
Methoden
Von 158 Patienten/Innen aus den 6 Gruppen Zirrhose Child-Turcotte-Pugh (CTP) A, B und C, mechanische Cholestase, HRS Typ 1 und gesunde Nierenlebendspender/Innen, wurden Parameter aus Blut und Harn bestimmt und eine Harnzytologie durchgeführt. Die Mittelwerte der Serumgallensäuren, des Serumkreatinins und der GFR wurden zwischen den Gruppen verglichen. Für jede Gruppe wurden die Ergebnisse der Harnzytologie (i.e. Detektion von Tubulusepithelzellen, Zylindern und dysmorphen Erythrozyten) dargestellt. Auf Basis der Albumin-Kreatinin-Ratio, des Vorkommens von dysmorphen Erythrozyten und der Menge von ß-N-Acetylglucosaminidase (ß-NAG) im Harn wurden glomeruläre von tubulären Nierenschäden unterschieden. Statistisch wurden die Korrelationen zwischen dem Auftreten einer pathologischen Harnzytologie und der Höhe der Serumgallensäuren bzw. der GFR errechnet.
Ergebnisse
Bei Patienten/Innen mit Zirrhose, Cholestase und HRS wurden vermehrt Tubulusepithelzellen und Zylinder gefunden, während diese in der Kontrollgruppe nicht vorkamen. Interessanterweise waren die Serumgallensäurespiegel in allen Gruppen gegenüber der Kontrollgruppe signifikant erhöht. Bei steigenden Serumgallensäuren wurden statistisch signifikant häufiger renale Tubulusepithelzellen detektiert. In der Cholestasegruppe kam die Mikroalbuminurie vergesellschaftet mit dysmorphen Erythrozyten als Ausdruck von glomerulären Nierenschäden vor. Eine erhöhte ß-NAG im Harn als Marker für tubuläre Nierenschäden wurde bei Zirrhose CTP Score B und C, bei Cholestase und beim HRS häufiger beobachtet als bei Zirrhose CTP A. In der Kontrollgruppe wurde die ß-NAG in normalen Mengen ausgeschieden.
Schlussfolgerung
Anhand der vorliegenden Daten konnte gezeigt werden, dass bei Patienten/Innen mit Leberzirrhose oder Cholestase im Vergleich zu Gesunden gehäuft eine pathologische Harnzytologie als Ausdruck einer möglichen strukturellen Nierenschädigung vorliegt. Die Höhe der Serumgallensäuren scheint hierbei eine Rolle zu spielen.