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Gewählte Publikation:

Sabic, E.
Ursachen und Folgen von Adipositas im Kindes- und Jugendalter
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 129 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Gallistl Siegfried
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter stellen ein ernsthaftes wachsendes gesundheitliches Problem sowohl in armen als auch in reichen Ländern dar. Diese alarmierende Stimmung scheint nicht nur ein Hype in den Massenmedien zu sein. Sie wird auch durch medizinisch-wissenschaftliche Berichte verbreitet und untermauert. Weltweit waren im Jahr 2010 etwa 43 Millionen Kinder unter fünf Jahren übergewichtig oder fettleibig. Im Jahr 2004 waren in der Welt etwa 155 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 17 Jahren übergewichtig oder adipös. Ziel der Arbeit ist es die potentiellen Ursachen und Folgen aufzudecken und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Methodik: Dies ist eine reine Literaturrecherche. Hauptquelle für die Literatursuche war PubMed, Medline, Pschyrembel Premium Online, UpToDate und fachspezifische Literatur. Vorzugsweise wurden die neuesten Publikationen ausgewählt, um die aktuellsten Erkenntnisse in die Arbeit einfließen zu lassen. Ergebnisse: Eine Reihe adipogener Risikofaktoren beeinflussen die juvenile Fettleibigkeit. Die Formalgenetik erklärt etwa 50% der BMI-Varianz. Für die Molekulargenetik war GWAS ein großer Schritt nach vorne. Bislang konnten 32 Genloci für BMI identifiziert werden, davon 30 bei Kindern. Neben der Genetik scheinen auch prä- und postnatale Einflüsse, wie rauchende Mütter, Nicht-Stillen und erhöhtes Geburtsgewicht, auf die zukünftige Gewichtsentwicklung einzuwirken. Individuelles Verhalten scheint immer noch eine imanente Bedeutung auf die Entwicklung von Adipositas zu haben. Wie erwartet, zeigten sich Ernährung und Bewegung der Kinder als Hauptursachen. Aber auch die Schlafhygiene erfährt trotz ihrer Vernachlässigung bisher, eine Aufwertung. Die psychischen Ursachen haben auch ihren Stellenwert. Genau wie emotionales Essen, mit verschiedenen Triggerfaktoren oder Essen als Erziehungsmethode. Ebenso beeinflussen zahlreiche soziale Faktoren den juvenilen Gewichtsstatus, wie die Tricks der Werbeindustrie, die Lebensbedingungen einer Überflussgesellschaft, ein niedriger sozialer Status, das schulische Umfeld, ein Migrationshintergrund sowie das Elternhaus. Sogar virale Infektionen, Chemikalien und ein Missverhältnis der bakteriellen Darmflora wurden als adipogene Faktoren erkannt. Die sekundäre Adipositas macht nur 5 % der juvenilen Adipositasursachen aus. Aber die Entstehung durch diverse Pharmaka, zerebrale Raumforderungen oder endokrine Pathologien sind nicht zu vernachlässigen. Eine neue Herangehensweise betont die Wichtigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung dieses komplexen Krankheitsbildes. Der Schwerpunkt liegt auf Verbindungen zwischen den Einflussfaktoren untereinander und mit den Folgen. Denn die Auswirkungen der juvenilen Adipositas führen zu gravierdenden körperlichen und psychosozialen Schäden, die das Lebens der Kinder oftmals massiv einschränken und zu einer enormen Belastung des Gesundheitssystems führen. Schlussfolgerung: Dass das Übergewicht und Adipositas multifaktorielle komplexe Krankheitsbilder sind, ist eines der zentralen Ergebnisse dieser Arbeit. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nicht nur die Hauptverdächtigen, nämlich die Ernährung und die Bewegung, bei der Entstehung des Übergewichts und der Adipositas eine ausschlaggebende Rolle spielen und nicht isoliert betrachtet werden sollten. Die alarmierend steigende Prävalenz der adipositasbedingten Komorbiditäten beeinträchtigt das Leben vieler Betroffenen und lässt sie durch Stigmatisierung bis zur Diskriminierung leiden. In der Zukunft sollten wir versuchen die Zusammenhänge zwischen Ursachen und Folgen besser zu verstehen. Denn nur dann können Präventionsmaßnahmen richtig greifen.

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