Gewählte Publikation:
Platzer, D.
Entzündliche Erkrankungen des Magens und deren Therapie: Von einem historischen Rückblick bis hin zum aktuellen Stand der Wissenschaft
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 117
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Beubler Eckhard
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Donnerer Josef
- Altmetrics:
- Abstract:
- EINFÜHRUNG:
Das spiralig angeordnete, begeißelte, gram-negative und mikroaerophile Bakterium Helicobacter pylori verursacht mit 50% die häufigste chronische bakterielle Infektion der Weltbevölkerung. Es spielt nachgewiesen in der Entwicklung der chronischen Gastritis, der gastroduodenalen Ulkuskrankheit, des MALT-Lymphoms (mucosa-associated lymphoid tissue lymphoma) und des Magenkarzinoms eine entscheidende Rolle.
ZIEL:
Ziel dieser Diplomarbeit ist es, einen Überblick über die entzündlichen Erkrankungen des Magens (Ulcus ventriculi und Gastritiden) zu geben, und darüber hinaus, die therapeutischen Veränderungen aufzuzeigen. Auch die Geschichte der wichtigsten gastroenterologischen Entdeckungen und der pharmakologischen Substanzen bezüglich des Magens sollte aufgearbeitet werden. Des Weiteren sollte die aktuelle Helicobacter-pylori Eradikationstherapie nach österreichischen Empfehlungen aufgezeigt werden.
METHODEN:
Diese Diplomarbeit ist als eine Literaturrecherche zu sehen, und bezieht die Inhalte aus der systematischen und themenrelevanten Suche sowohl aus der medizinischen Meta-Datenbank „PubMed“ oder „Europe PubMed Central“, als auch aus Fachlexika, Fachzeitschriften und aktuellen Lehrbüchern, sowohl aus dem deutsch- als auch englischsprachigen Raum.
ERGEBNISSE:
Bei der „Standardtripeltherapie“ (Protonenpumpeninhibitor + Clarithromycin + Amoxicillin oder Metronidazol) kam es in den letzten Jahren weltweit, aufgrund von Resistenzentwicklungen gegen Clarithromycin, zu einem stetigen Wirkverlust. Somit wird in Österreich aufgrund des unzureichenden Therapieerfolgs die Clarithromycin-enthaltende Tripeltherapie nicht mehr, wie bisher üblich, empfohlen. In Österreich wird die Eradikationstherapie derzeit nach den aktuellen Richtlinien der europäischen Konsensuskonferenz eingesetzt. Dies stellt jedoch einige Probleme dar, da die Wahl der Erst- und Zweitlinientherapie von regionalen Resistenzraten von Clarithromycin abhängig ist, in Österreich aber nur sehr limitierte Informationen zu den aktuellen Clarithromycin-Resistenzraten von zuvor unbehandelten Patienten (Primärresistenzen) in Österreich vorhanden sind. Derzeit muss im Großraum Österreich mit einer hohen Resistenzrate für diese Pharmaka gerechnet werden. Die beste Möglichkeit für die Erstlinientherapie ist ein sequenzielles Schema (5 Tage Protonenpumpeninhibitor + Amoxicillin, weitere 5 Tage Protonenpumpeninhibitor + Clarithromycin + Metronidazol) oder eine Quadrupeltherapie ohne Wismut (Protonenpumpeninhibitor + Amoxicillin + Metronidazol + Clarithromycin oder Levofloxacin). Aktuell spielen Wismut-enthaltende Quadrupel-Eradikationstherapien für die Erstlinien-, Zweitlinien- oder Reservetherapie in Österreich (und auch in Deutschland und der Schweiz) keine Rolle, da die Rate an Nebenwirkungen relativ hoch ist, und diese somit nicht am Markt erhältlich sind. Ebenfalls sind in Österreich Tetrazykline nicht zugelassen. Levofloxacin wird in der Zweitlinientherapie empfohlen, da aber auch in Österreich teilweise hohe Resistenzraten nachgewiesen wurden, sollte vor Einleitung der Zweitlinientherapie eine Resistenztestung durchgeführt werden.
SCHLUSSFOLGERUNG:
Heutzutage wird die Ulkuskrankheit und die Gastritis aufgrund moderner Medikamente ohne größere Komplikationen medikamentös behandelt, was lange Zeit aufgrund fehlender ursächlicher Therapien nicht der Fall war. Von Bedeutung ist in Österreich, dass regionale Überwachungsprogramme der Helicobacter-pylori-Resistenzentwicklung eingesetzt werden, da diese für die Auswahl erfolgreicher Behandlungsstrategien zur Helicobacter-pylori-Eradikation von wichtigster Bedeutung sind.