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Gewählte Publikation:

Selimovic, K.
Calprotectin bei zystischer Fibrose (CF): die Bedeutung als prädiktiver Wert für das Auftreten eines distalen intestinalen Obstruktionssyndroms (DIOS)
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 50 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Jahnel Jörg
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Zystische Fibrose (cystic fibrosis, CF) ist eine chronische Erkrankung mit Manifestationen in der Lunge und allen exokrinen Drüsen. Im Dünn- und Dickdarm kann eine gestörte epitheliale Schleimsekretion in Kombination mit anderen Faktoren (u.a. beeinträchtigte Darmmotilität, eingedickter Darminhalt) zu einer Vorstufe des Darmverschlusses führen, welche als „distales intestinales Obstruktionssyndrom“ (DIOS) bezeichnet wird. Die genaue Ätiologie des DIOS ist bisher unvollständig geklärt, insbesondere ist über die Rolle einer begleitenden Darmentzündung wenig bekannt. Ziel dieser Arbeit war es, die Häufigkeit von Darmentzündungen im Rahmen von CF bzw. vor einem DIOS mit Hilfe des Markers „Calprotectin“ zu untersuchen und Änderungen der Darmentzündungsaktivität nach einer Therapie bzw. nach einem DIOS zu beschreiben. Methodik: Bei PatientInnen unterschiedlichen Alters mit CF, die an der Klinischen Abteilung für Pulmonologie und Allergologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz im Zeitraum von 18 Monaten stationär behandelt wurden, wurden Calprotectin-Werte im Stuhl mittels ELISA-Technik gemessen. Bei allen PatientInnen, aber speziell bei jenen, die während des stationären Aufenthaltes ein DIOS entwickelten, wurde versucht, die Calprotectin-Diagnostik am Ende des stationären Aufenthalts zu wiederholen, damit die Rolle von stationär durchgeführten Therapien (v.a. mit Antibiotika und Glukokortikoiden) in der Entstehung des DIOS untersucht werden konnte. Ergebnisse: Die PatientInnen wurden in 2 Gruppen aufgeteilt: Gruppe A (n=56) beinhaltet CF-PatientInnen ohne DIOS, die vorwiegend aufgrund pulmonaler Verschlechterungen bzw. zur routinemäßigen i.v.-Antibiotika-Therapie stationär aufgenommen wurden. Gruppe B (n=14) beinhaltet DIOS-PatientInnen, die entweder „anamnestisch“ eine DIOS-Episode hatten (n=6), oder eine akute DIOS Episode zeigten (bei Aufnahme [n=2] oder im Rahmen des stationären Aufenthaltes [n=6]). Insgesamt wurde bei 36 PatientInnen Calprotectin gemessen, 26 davon gehören zur Gruppe A, 10 zur Gruppe B. Wir konnten bei diesen 36 PatientInnen aufgrund Mehrfachmessungen insgesamt 55 Calprotectin-Wwerte erheben, wobei 21 Messungen negativ und somit ohne Hinweis auf eine Darmentzündung waren (Gruppe A n=15, Gruppe B n=6). Die restlichen 34 Calprotectin-Werte zeigten eine Erhöhung. Bei 9 PatientInnen (Gruppe A: n=7; Gruppe B: n=2) lagen Calprotectin-Werte vor und nach der Therapie vor und es zeigte sich, dass es bei 7 von 9 PatientInnen (77%) nach der Therapie zu einer Reduktion der Calprotectin-Werte kam. Bei zwei PatientInnen blieben die Werte unverändert. In der Gruppe B mit DIOS in der Anamnese waren die Calprotectin-Werte vergleichbar mit jenen der Gruppe A. Einige PatientInnen mit akutem DIOS hatten deutlich erhöhte Calprotectin-Wwerte vor dem DIOS, 2 von 6 PatientInnen zeigten unauffällige Calprotectin-Werte vor dem Auftreten eines DIOS. Werte bei der Entlassung liegen bei diesen PatientInnen (ausser bei einem) nicht vor. Schlussfolgerung: CF-PatientInnen haben häufig erhöhte Calprotectin-Werte im Stuhl und somit mit höchster Wahrscheinlichkeit eine begleitende Darmentzündung, aber diese PatientInnen entwickeln nicht automatisch ein DIOS. Einige unserer DIOS-PatientInnen hatten zuvor einen erhöhten Calprotectin-Wert. Nach einer routinemäßigen Therapie bei CF kommt es zu Änderungen der Calprotectin-Werte, wodurch hypothetisiert werden kann, dass durch die CF-Therapie eine begleitende Darmentzündung gebessert wird. Es könnte einen Zusammenhang zwischen der Besserung der Darmentzündung und der Entstehung eines DIOS geben. Zur Bestätigung dieser Hypothese wäre eine größere DIOS-PatientInnenzahl notwendig. Unsere Untersuchung kann daher nicht eindeutig klären, ob Calprotectin im Stuhl einen prädiktiven Wert für das Auftreten eines DIOS hat.

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