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Ivancic, J.
Risikofaktoren für ein Rezidiv bei Dekubitalulzera nach Versorgung mit Lappenplastik
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 64
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Kamolz Lars-Peter
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Lumenta David Benjamin
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Dekubitalulzera stellen eine pflegerische und ärztliche Herausforderung im täglichen klinischen Management dieser Patientengruppe dar. Bei ausgedehnten Dekubitalulzera sind chirurgische Sanierungen, Wundkonditionierungs- und operative Deckungsoperationen erforderlich, die einen langwierigen stationären Aufenthalt erfordern. Umso problematischer ist die Entstehung von Rezidiven zu sehen, die erneut klinische Ressourcen bündeln und zusätzliche ambulante und stationäre Aufenthalte mit resultierenden Mehrkosten im Gesundheitssystem verursachen.
Ziel der Studie ist es, die Daten von Patienten mit Dekubitalulzera retrospektiv zu analysieren und Risikofaktoren zu ermitteln, welche die Entstehung eines Rezidivs begünstigen.
Methodik: In der retrospektiven Analyse wurden alle Patienten berücksichtigt, die von 2005 bis 2012 mit der Diagnose eines Dekubitalulkus an der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Universitätsklinik für Chirurgie, Medizinischen Universität Graz behandelt wurden. Eingeschlossen wurden alle Patienten mit Dekubitalulzera der Becken- und Oberschenkelregion. Insgesamt konnten (n=60) Patienten mittels MEDOCS für die Studie evaluiert werden. Anschließend wurden folgende Parameter aus dem digitalen Archivierungssystem anhand von OP-Berichten, Entlassungsbriefen, Ambulanzakten, Laborbefunden und Dekursen erhoben: Alter, Geschlecht, Gewicht (kg), Größe (m), Anzahl der Operationen, Art der Operationen, Operationskomplikationen, betroffenes Körperareal, Anzahl stationärer Aufenthalte, Dauer der stationären Aufenthalte (Tage), Anzahl ambulanter Besuche, Nebendiagnosen (u.a. Osteomyelitis, Fistelbildung, Maldigestion, Mikrobiologie, neurogene Dysphagie, akuter gastrointestinaler Infekt, Tumorerkrankung, Gewohnheiten (Nikotin, Alkohol), Allergien, Ulkus (Lokalisation, Größe, Tiefe), Gefäßstatus und Laborparameter (u.a. Albumin, Protein, HbA1c, CRP, Cholesterin, Harnsäure, Kreatinin). Die gesammelten Daten wurden in einer Datenbank zusammengefasst, ausgewertet und mit internationaler Literatur aus PubMed, Google, Google Scholar, u.a. verglichen.
Ergebnisse: In unserer retrospektiven Studie hatten (n=18/26,5%) von 68 Dekubiti ein Rezidiv entwickelt. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 597 Tage (IQR:40-878). (n=30/50%) der 60 Patienten waren querschnittsgelähmt. Die häufigste Defektlokalisation war am Tuber ischiadicum (n= 32/47%). Das Rezidivrisiko war bei Patienten mit Unter- als auch Übergewicht signifikant erhöht. Bei der Defektgröße größer/gleich 42 cm² war das Rezidivrisiko 9,1 Mal so groß. Keine statistisch signifikante Assoziation wurde bei Mikrobiologie, Komorbiditäten, Dekubituslokalisation gefunden. Ebenso fanden wir keinen Einfluss bei der Anzahl vorangegangener Operationen, noch bei der Dauer bis zur Aufnahme auf die Rezidivrate.
Schlussfolgerung: Um eine optimale Rezidivprophylaxe gewährleisten zu können ist eine Ernährungs- und Gewichteinstellung essenziell. Die Korrelation zwischen dem BMI und der Rezidivprophylaxe sollte langfristig in die Therapie miteingeplant werden. Es empfiehlt sich im Management ein zweizeitiges Vorgehen. So könnte die Débridementphase in auch nicht spezialisierten Krankenhäusern zur Optimierung der Ernährungssituation und Wundkonditionierung genutzt werden, damit die Wahrscheinlichkeit der Komplikationsentwicklung und Verweildauer ab dem Deckungszeitpunkt in einem Spezialzentrum reduziert wäre.