Gewählte Publikation:
Kirchweger, C.
Der Langzeitverlauf der Multiplen Sklerose über einen Beobachtungszeitraum von 21 Jahren
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2014. pp. 53
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Enzinger Christian
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Pichler Alexander
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Bisher liegen in Österreich keine aussagekräftigen Daten zum regionalen Verlauf der Multiplen Sklerose vor. Internationale Arbeiten zeigen jedoch, dass deutliche regionale Unterschiede hinsichtlich des Erkrankungsverlaufs auftreten können.
Zielstellung: Ziel dieser Arbeit war es, den Verlauf der Multiplen Sklerose sowie die Erkrankungsschwere und Formen der Therapie in der Steiermark, unter besonderer Berücksichtigung des Grazer Raumes, retrospektiv über einen Zeitraum von ca. 20 Jahren zu untersuchen.
Methoden: Das Einschlusskriterium für unsere Untersuchung war eine Erst- oder bestehende Diagnose einer Multiplen Sklerose im Zeitraum von 1987 bis 1990. Die Patientenkohorte umfasste dabei anfänglich 203 dokumentierte Patienten, wobei 48 Patienten mit ausreichenden Langzeitdaten in die Untersuchung eingeschlossen wurden. Diese bildeten die Grundlage zur Auswertung des durchschnittlichen Erkrankungsbeginns, der Verlaufsform und deren Verteilung, der primären Symptomatik, dem Zeitintervall zwischen Erstsymptomatik und Diagnosestellung, der Therapie innerhalb dieser 21 Jahre sowie der Erkrankungsschwere gemessen anhand der EDSS (Expanded Disability Status Scale). Alle Daten wurden geschlechtsspezifisch als auch für die Gesamtkohorte berechnet. Für die Darstellung des EDSS-Verlaufs wurden 26 Patienten mit einem vollständigen Verlauf herangezogen.
Resultate: Frauen erkrankten 2.4-mal häufiger an Multipler Sklerose als Männer. Das durchschnittliche Alter bei Erkrankungsbeginn lag bei 30.1 Jahren. Zu Erkrankungsbeginn litten 44 (91.7%) Patienten an einer schubförmigen Verlaufsform (RRMS) während bei 4 (8.3%) eine primär progrediente Verlaufsform (PPMS) bestand. Nach durchschnittlich 11.3 Jahren trat bei 58.3% der Patienten eine sekundäre Progredienz (SPMS) auf. Die Primärsymptomatik betraf mit 40.5% visuelle, mit 33.3% sensorische, mit 14.3% pyramidale und mit 11.9% cerebelläre Funktionen. Der mittlere EDSS-Wert (n=26) stieg von 2.0 (0.0-5.5) am Anfang auf 4.1 (0.0-8.5) nach durchschnittlich 21 Jahren. 45.8 Prozent der Patienten hatten zum Zeitpunkt der letzten Kontrolle eine immunmodulierende Therapie.
Interpretation: Die EDSS-Werte zum letzten Follow-up sprechen für einen relativ „benignen“ Erkrankungsverlauf der untersuchten Kohorte. Während 34.6% (n=9) der Patienten nach 21 Jahren einen EDSS von = 3 aufwiesen, entwickelten 30.6% (n=8) einen EDSS von = 6 und nur 15.4% (n=4) waren zumindest auf einen Rollstuhl angewiesen (EDSS = 7).