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Gewählte Publikation:

Schmidt, R.
Positive Beeinflussung antiinflammatorischer Prozesse durch die Akupunktur unter Berücksichtigung der neurohumoralen Pathophysiologie
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 77 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Litscher Gerhard
Wang Lu
Altmetrics:

Abstract:
Jeden Tag muss unser Immunsystem eine große Anzahl von exogenen Noxen abwehren. Hierfür ist eine feine Balance zwischen pro- und antiinflammatorischen Faktoren notwendig, damit das System nicht zu Ungunsten einer Immunüberreaktion oder eines Immundefizits kippt. Bis heute werden, trotz steigender Anzahl an Immunüberreaktionen wie Allergien und Autoimmunerkrankungen, meist nebenwirkungsreiche Langzeitmedikamente verschrieben. Die konsumierenden Patientinnen und Patienten suchen nach neuen alternativen antiinflammatorischen Heilungsmethoden. Die Traditionelle Chinesische Medizin kann eine solche alternative Heilungsmethode darstellen. In der vorliegenden Diplomarbeit wurde mit Hilfe der online Datenbank pubmed der aktuelle Wissensstand der antiinflammatorischen Akupunktur aufbereitet und neue Forschungsansätze etabliert. Die verwendeten Suchvariablen ¿acupuncture, antiinflammation, prevention¿ erbrachten zahlreiche Suchergebnisse. In allen Studien bildeten die nebenwirkungsarmen endogenen Signalwege die Ausgangslage. Nach einer kritischen Analyse konnten neun Hauptsignalwege identifiziert werden, von denen drei die überzeugendsten Effekte und damit den sinnvollsten Einsatz für zukünftige Forschung aufzeigten. Der aus dem leukozytären Acetylcholinrezeptor resultierende ¿cholinergic antiinflammatory pathway¿ ist einer der entscheidendsten Signalwege. Er erweitert das Arbeitsfeld des Parasympathikus und erklärt gleichzeitig die immunsuppressive Wirkung aller Entspannungstechniken. In weiteren Forschungsarbeiten muss geprüft werden, welche Faktoren neben der Akupunktur den ¿cholinergic antiinflammatory pathway¿ beeinflussen. Kortisol, das Endprodukt der Hypothalamus Hypophysen Nebennierenrinden Achse, wird häufig von Ärztinnen und Ärzten als Firstline Medikament bei autoimmunologischen Prozessen genutzt. Billigend wird dabei ein großes Nebenwirkungsspektrum in Kauf genommen. Akupunktur bewirkt über diese Achse eine vermehrte Ausschüttung des endogenen Kortisols, welches eine sehr gute antientzündliche Wirkung ohne Nebenwirkung zeigt. Neben Kortisol und Acetylcholin können auch andere neurohumorale Überträgerstoffe wie Katecholamine, Serotonin und Opioide durch Rezeptoren an den Leukozyten eine antiinflammatorische Funktion ausüben und dabei über Akupunktur gesteuert werden. Das Gehirn bildet den Ursprung aller Signalwege. Dennoch existieren keine Studien, die den Verarbeitungsweg von der Nadelinjektionsstelle zum Gehirn oder im Gehirn selbst darstellen. Vorhandene Hypothesen beschreiben lediglich einen ¿immunological homunculus¿ und einen ¿immunological sixth sense¿. Ebenso unerforscht ist die in der Traditionellen Chinesischen Medizin wichtige Balance zwischen Yin und Yang. In unserer Gesellschaft entspricht der Yin-Mangel einem Parasympathikus-Mangel, welcher sich in der Zunahme von Autoimmunerkrankungen äußert. Wenn Akupunktur erfolgreich praktiziert werden soll, darf daher die Anamnese des Yin Yang Status nicht fehlen. In zukünftigen Studien muss berücksichtigt werden, dass die Wirkung eines Punktes von dem Yin Yang Status des Patienten abhängig ist. Dieser kann zu einer pro- oder antiinflammatorischen Wirkung von ein und demselben Punkt führen. Die Traditionelle Chinesische Medizin ist eine ganzheitliche Medizin, welche den gesamten Körper erfasst und nach anamnestischen Kriterien beurteilt. Nur unter Berücksichtigung dieser Aspekte können neue Forschungsarbeiten etabliert werden, sodass erst die Kombination von westlicher Forschung und chinesischer Medizin valide Ergebnisse liefert, um dem Leitmotiv der Medizinischen Universität Graz, Salus aegroti suprema lex (Das Heil des Kranken sei höchstes Gesetz), in vollem Umfang entsprechen zu können.

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