Gewählte Publikation:
Kößlbacher, M.
Mangelernährungsscreening als Verlaufsindikator in der palliativen Behandlung des Ösophaguskarzinoms
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 73
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Lindenmann Jörg
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Smolle-Juettner Freyja-Maria
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: An der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie und Hyperbare Chirurgie der Universitätsklinik Graz wird seit 2006 bei allen Patienten und bei jeder stationären Aufnahme ein Screening für Mangelernährungsrisiko durchgeführt. In einer retrospektiven Analyse von Patienten, die unter palliativer Intention aufgrund eines Ösophaguskarzinoms behandelt wurden, sollte der prognostische Impact aus den Parametern des Mangelernährungsscreenings erhoben werden; zusätzlich wurden Laborparameter auf ihren prognostischen Wert untersucht.
Methoden: Für die retrospektive Datenanalyse wurden die Endoskopiebücher der Jahre 1999 bis 2010 analysiert und insgesamt 218 aus 877 Patienten aufgrund eines fortgeschrittenen Ösophaguskarzinoms einem palliativen Therapieschema zugeführt. Die Erhebung der studienrelevanten Parameter erfolgte im Krankenhausinformationssystem Medocs®.
Ergebnisse: 33 Patienten waren weiblichen (15,1%) und 185 männlichen Geschlechts (84,9%). Das Durchschnittsalter aller behandelten Patienten betrug zum Zeitpunkt der Diagnosestellung 67 Jahre (SD = 11,84). Das Durchschnittskörpergewicht der Frauen lag bei 60,4 kg (SD = 18,72), jenes der männlichen Patienten bei 73,6 kg (SD = 15,65). Das in 116 Fällen durchgeführte Mangelernährungsscreening zeigte folgende Gewichtsveränderungen: 3 Patienten (2,6%) berichteten zum Diagnosezeitpunkt über eine Gewichtszunahme, während 95 (81,9%) über einen Gewichtsverlust und 18 (15,5%) über ein gleichbleibendes Körpergewicht berichteten. Zwischen dem Vorhandensein von Schluckbeschwerden (N = 192) oder Diarrhoe (N = 18) und anamnestischem Gewichtsverlust besteht ein signifikanter Zusammenhang (p = 0,008) bzw. (p = 0,021). Der Mittelwert der erfassten Albuminwerte bei der Ersterhebung betrug 3,95 g/dl (SD = 0,66), jener für C-reaktives Protein (CRP) 36,1 mg/l (SD = 58,22). Der Zusammenhang zwischen unter die Norm erniedrigten Albuminwerten und einem anamnestisch erhobenen Gewichtsverlust ist statistisch nicht signifikant (p = 0,777). Bei Patienten mit anamnestisch erhobenem Gewichtsverlust besteht ein statistisch signifikanter Zusammenhang zu erhöhten CRP-Werten bei der Ersterhebung (p = 0,022). Die durchschnittliche Überlebenszeit der Frauen betrug 22,3 Monate; jene der männlichen Patienten 16 Monate. Der Zusammenhang zwischen anamnestisch erhobenem Gewichtsverlust und der Überlebenszeit ist nicht signifikant (p = 0,104). Höheres Körpergewicht hat einen signifikanten, positiven Einfluss auf die Überlebenszeit (p = 0,038). Patienten, die einen Albuminwert unter 3,5 g/dl aufwiesen, hatten eine hochsignifikant verkürzte Überlebenszeit (p = 0,000). Die durchschnittliche Überlebensdauer dieser Patienten lag bei 9,2 Monaten. Patienten, die einen CRP-Wert > 5 mg/l zum Zeitpunkt der ersten stationären Behandlung aufwiesen, verstarben durchschnittlich nach 13,8 Monaten. Der Zusammenhang zwischen CRP-Werten > 5 mg/l und der Verkürzung der Überlebenszeit ist statistisch ebenfalls hochsignifikant (p = 0,001).
Conclusio: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen einen signifikanten, negativen Einfluss der CRP- und Albumin - Werte auf die Überlebenszeit. Eine Kombination aus Malnutrition, Entzündung und Atherosklerose spielt eine wesentliche prognostische Rolle bei der palliativen Behandlung eines Ösophaguskarzinoms. Die EDV-basierte Durchführung des Screenings für Mangelernährungsrisiko stellt ein integrales und zukunftsweisendes Instrument in der Behandlung onkologischer Patienten dar und erlaubt eine schnelle und einfache Abwicklung mit sofortiger Auswertung. Basierend auf den aktuellen, hochsignifikanten Ergebnissen sollten CRP und Albumin in das Screening eingeschlossen werden.