Gewählte Publikation:
Pototschnig, A.
Bakterielle Infektionen im Kindes- und Jugendalter - Ursachen, Diagnostik und klinischer Krankheitsverlauf mit Evaluierung aktueller Studien und therapeutischer Möglichkeiten.
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 146
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Gallistl Siegfried
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Bakterielle Infektionen im Kindes- und Jugendalter sind allgegenwärtig. Sie können je nach verursachendem Erreger, Schweregrad sowie klinischem Verlauf und letztlich passender therapeutischer Maßnahmen rasch beseitigt werden - oder aber sehr schwerwiegend und leider auch letal verlaufen. Infektionen bakterieller Genese treten bei Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Ausprägungen und Variationen auf und werden oft empirisch diagnostiziert und therapiert (leider auch häufig falsch und ohne erkennbare Wirkung). Nicht selten werden einfach Therapieschemata von Erwachsenen adaptiert und lediglich die Dosierung angepasst, wobei eine zielgerichtete Therapie mit adäquater Dosierung und entsprechender Applikationsdauer immer sehr entscheidend für den Therapieerfolg ist. Einheitliche Diagnoseverfahren und Therapien werden nicht überall in sinnvollem Ausmaß angewandt, was sich bei einigen »kleinen« Patienten recht problematisch auswirken kann. Die Bildung von Antibiotika-Resistenzen sowie eine eventuelle Beeinträchtigung des Immunsystems stehen im Raum.
Material und Methoden: In dieser Diplomarbeit wird mit genauer und zielgerichteter Literaturrecherche versucht, die aktuelle Situation bakterieller Infektionen im Kindes- und Jugendalter und deren bestmögliche antibakterielle Bekämpfung darzustellen. Im ersten Teil der Arbeit wird zunächst Hintergrundwissen vermittelt sowie eine Übersicht über derzeit aktuelle antibiotische Therapieoptionen geschaffen. Im Mittelteil der Arbeit werden die im Kindes- und Jugendalter relevanten bakteriellen Infektionen je nach betroffenen Körperregionen aufgegliedert. Dabei werden auch angewandte therapeutische Maßnahmen analysiert und näher beleuchtet. Zusätzlich konnten auch noch einige aktuelle Richtlinien und Informationen aus Guidelines berücksichtigt werden und in diesen Teil der Arbeit mit einfließen. Im letzten Teil der Arbeit werden schließlich ausgewählte Studien und Reviews vorgestellt, die mit ihren Ergebnissen unterschiedliche Sichtweisen in der Therapie bakterieller Infektionen darstellen. Herausgearbeitete relevante Aspekte werden jeweils im Anschluss kritisch analysiert und bewertet.
Ergebnisse: Aus den erfassten therapeutischen Möglichkeiten der jeweiligen Erkrankungen konnten bei einigen (im Vergleich mit aktuellen Guidelines, neuen Erfahrungsberichten und verschiedenen Richtlinien) Unterschiede gefunden und herausgearbeitet werden. Die im letzten Kapitel vorgestellten und untersuchten Studien und Reviews machen deutlich, warum es recht schwierig ist, Therapien bei bakteriellen Infektionen einheitlicher zu gestalten und Medikamente somit auch bewusst präziser einzusetzen. Zudem weisen aktuelle Studien auf interessante Assoziationen zwischen dem Einsatz von Antibiotika im frühen Kindesalter und der späteren Entstehung einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) hin. Bei einigen bakteriellen Infektionen im Kindesalter sind nach wie vor die mangelnde Berechenbarkeit und das oftmalige Fehlen von markanten prädiktiven Kriterien schuld am suboptimalen Therapieansatz und dem eventuell ausbleibenden gewünschten Behandlungserfolg. Die Individualität bakterieller Infektionen stellt im Krankheitsverlauf sowohl für den Patienten als auch für den behandelnden Arzt eine Herausforderung dar.
Conclusio: Der Einsatz von Antibiotika bei Kindern und Jugendlichen sollte ganz konkret nur bei bakteriellen Infektionen bzw. bei bakteriell bedingten Komplikationen anderer Erkrankungen erfolgen, was aus behandelnder Sicht eine Gratwanderung sein kann. Eine sorgfältig durchgeführte klinische Untersuchung mit entsprechender Anwendung diagnostischer Möglichkeiten ist für den individuellen Verlauf, das Outcome für den Patienten und die Wahl passender Medikamente von großer Bedeutung. Die Gefahr möglicher Resistenzbildungen kann mit deren zielgerichtetem Einsatz minimiert werden.