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Gamillscheg, L.
Renales Oligohydramnion. Inzidenz, Ursachen und Prognose
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 47
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Haeusler Martin
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Mache Christoph
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- Abstract:
- Einleitung: Bilaterale Fehlbildungen der Nieren und/oder ableitenden Harnwege können zu einem intrauterinen Nierenversagen mit renalem Oligohydramnion (ROH) führen. Das ROH bedingt oft eine Lungenhypoplasie, die postnatal zum Tod führen kann. Jene Feten, die neonatal überleben, haben häufig eine chronische Niereninsuffizienz, teilweise kommen sie aber viele Jahre ohne Nierenersatztherapie aus. Ziel der Studie war es, die gegenwärtige Situation bei Feten mit ROH festzustellen.
Methodik: In dieser retrospektiven Datenanalyse im Zeitraum von 1996 bis 2009 wurden aus dem Steirischen Fehlbildungsregister 27 Fälle mit ROH identifiziert und weiter analysiert. Bei Interruptio oder postpartalem Versterben endete die Analyse nach der pathologischen Überprüfung der renalen Diagnose. In der Gruppe der postpartal Überlebenden wurden die weiteren pulmonalen und renalen Verläufe (Stadien der chronischen Nierenerkrankung CKD 1-5) erhoben.
Ergebnisse: Bei 13/27 (48%) Fällen wurde eine Interruptio durchgeführt. 5/27 (18,5%) Feten verstarben unmittelbar postpartal in Folge einer Lungenhypoplasie, einer hatte eine zusätzliche extrarenale Fehlbildung. 9/27 (33,3%) Feten überlebten den gesamten Beobachtungszeitraum (Median 9 Jahre, 3-17). Auf Grund einer Lungenhypoplasie benötigten 3/9 (33,3%) Überlebende postpartal eine mechanische Beatmung ohne Komplikationen. Aktuell sind 5/9 Patienten in CKD 1, 1/9 in CKD 2, 1/9 in CKD 3 und 2/9 in CKD 5.
Der Median der ROH-Diagnosestellung war in der Gruppe der Interruptiones die 19. SSW(13-33), in der Gruppe der postpartal Verstorbenen die 25. SSW(17-31) und bei den Überlebenden die 30. SSW (19-34). Häufigste renale Diagnose in der Gruppe der Interruptiones und postpartal Verstorbenen war die bilaterale Nierenagenesie, hingegen in der Gruppe der Überlebenden eine posteriore Urethralklappe. Das Geburtsgewicht der postpartal Verstorbenen (Median 2078g, 710-3500g) lag unter jenem der Überlebenden (Median 3074g, 1460-3850g).
Diskussion: Zusammenfassend haben 9/27 (33,3%) Feten mit ROH die Perinatalperiode und in weiterer Folge überlebt. Eine ROH-Diagnosestellung ab der 30. SSW war in unserer Studie mit einer guten Prognose assoziiert. Die Prognose eines ROH vor der 30. SSW bleibt unklar, da auch aus diesem Kollektiv 4/8 (50%) Feten ohne Interruptio überlebten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sollten ROH-Diagnosezeitpunkt, renale Diagnose, extrarenale Anomalien und intrauterines Wachstum in die Beratung der Eltern fließen, ob eine Fortführung oder Beendigung der Schwangerschaft sinnvoll erscheint.