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Bayer, K.
Die Stressantwort bei Suchtkranken Aggression und selektive neuroendokrine Parameter im Vergleich zwischen männlichen polytoxikomanen Suchtkranken und einer gesunden Kontrollgruppe
[ Dissertation ] Medical University of Graz; 2013. pp. 156
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Holasek Sandra Johanna
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Kresse Adelheid
- Altmetrics:
- Abstract:
- Ziel der Studie: Die Abhängigkeitserkrankung ist eine multifaktorielle Erkrankung, die von verschiedenen physiologischen und psychologischen Faktoren beeinflusst wird. In diesem Zusammenhang ist Aggression eine wichtige Komponente, vor allem bei negativer Stimmung und stressreichen Situationen kann dies zu Craving bzw. einem Substanzrückfall führen. In dieser Studie wurden die Unterschiede und Zusammenhänge zwischen psychologischen Variablen und endokrinen Parametern zwischen Abhängigkeitserkrankten und einer Kontrollgruppe untersucht.
Methoden: Eine Stichprobe von insgesamt N=120 (60 männliche Substanzabhängige und 60 männliche Kontrollen) wurde untersucht. Es wurde ein intravenöser Katheter gesetzt für mehrmalige Blutabnahmen, auch erhielten die Probanden ein Biofeedbackgerät zur Überwachung der Vitalwerte (Puls, Temperatur etc.). Zusätzlich wurden psychometrische Tests durchgeführt: TCI (Temperament Charakter Inventar), BDI (Beck Depression Inventar), FAF (Freiburger Aggressionsfragebogen), BSI (Befindlichkeitsinventar), FKV (Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung), BIS/BAS (Verhaltenshemmsystem/ Verhaltensaktivierungssystem). Deskriptive Statistiken, Korrelationen und Varianzanalysen wurden in dieser Studie angewendet.
Ergebnisse: Es zeigen sich bei den Abhängigen signifikant höhere Werte in der Depressivität (p<.01), dem depressiven Coping (p=.04), Ängstlichkeit (p<.01), Belohnungsabhängigkeit (p=.06), Neugierverhalten (p=.02), BAS (p=.02) und geringere Werte im aktiven Coping (p<.01) gegenüber der Kontrollgruppe. Auch haben Suchtkranke in Aggressivität und allen Subskalen signifikant höhere Werte (p<.01, für alle). Die Kontrollen zeigen höhere Werte in Kortisol (p<.01), Adrenalin (p=.04), und geringere Werte in Dopamin (p=.03) und Noradrenalin (p=.04) gegenüber den Abhängigen. Darüber hinaus gibt es negative Korrelationen zwischen Aggressivität und Kortisol (r=-.22, p=.02), Depressivität und Kortisol (r=-.18, p=.05) und eine positive Korrelation zwischen aktiven Coping und DHEA (r=.19, p=.04).
Schlussfolgerung: Diese Untersuchungen liefern neue Erkenntnisse über die psychischen und neuroendokrinen Wechselwirkungen bei Suchtkranken und ihrem aggressiven Verhalten, das auf einem niedrigeren Niveau der Persönlichkeitsorganisation beruht. Die Ergebnisse könnten hilfreich sein, um Rehabilitation und Therapien zu verbessern und das individuelle Risiko eines Rückfalls besser einschätzen zu können.