Gewählte Publikation:
Stabodin, K.
Zur Frage der Versorgungssituation einer psychiatrischen Akutambulanz an einem Universitätsklinikum unter besonderer Berücksichtigung des Geschlechts der Patientinnen und Patienten
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 78
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Baranyi Andreas
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Rothenhäusler Hans-Bernd
- Altmetrics:
- Abstract:
- Zusammenfassung:
Hintergrund:
In der heutigen Medizin spielt das Thema Gender eine immer größere und wichtigere Rolle, jedoch ist nur wenig über die geschlechtsspezifischen Aspekte der Auftretenshäufigkeit psychischer Erkrankungen und der geschlechtsabhängigen Wirkweise der verordneten Psychopharmaka bekannt. Aus diesem Anlass beschäftigt sich diese Studie mit der Erfassung der Häufigkeitsverteilungen einzelner psychischer Erkrankungen bei Patienten, die die Akutambulanz der Universitätsklinik für Psychiatrie Graz aufsuchen, unter der Berücksichtigung von Gender- Aspekten. Desweiteren erfolgt eine Erhebung der Psychopharmaka-Neuverordnungen. Auch hier werden geschlechtsspezifische Unterschiede untersucht.
Methoden:
Im Zeitraum vom 1. Oktober 2010 bis 30. April 2011 konnten 512 Patienten, welche die Ambulanz der Universitätsklinik für Psychiatrie aufsuchten, in die Studie eingeschlossen werden. Die Erhebung der Daten erfolgte anonymisiert und retrospektiv mittels Facharztbefunden aus dem besagten Zeitraum. Erfasste Daten waren das Alter, das Geschlecht, die psychiatrischen Diagnosen und die neuverordnete psychopharmakologische Medikation.
Ergebnisse:
Bei 13 (2,5%) von 512 Patienten konnte keine Diagnose nach ICD-10 gestellt werden. Unter den verbleibenden 499 Patienten waren 298 (59,7%) weiblich und 201 (40,3%) männlich. Affektive Erkrankungen (F30-F39) wurden am häufigsten diagnostiziert (65%, n= 324), gefolgt von neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen (F40-F48) (20%, n= 101) und Schizophrenie und wahnhaften Störungen (F20-F29) (7%, n= 32).
14 Patienten (3%) litten unter psychischen und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (F10-F19) und 14 (3%) waren an Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen (F50-F59) erkrankt. Jeweils 5 Patienten (1%) waren an einer Erkrankung aus dem Formenkreis der organisch-psychischen Störungen (F00-F09) und 6 Patienten (1%) an einer Persönlichkeitsstörung (F60-F69) erkrankt.
Von einer Intelligenzminderung (F70-F79) waren 2 Patienten (0,4%) und von einer Entwicklungsstörung (F80-F89) 1 Patient (0,2%) betroffen.
Betrachtet man die geschlechtsabhängigen Häufigkeitsverteilungen der psychischen Erkrankungen fanden sich folgende Unterschiede: Affektive Erkrankungen (¿²= 23,901, df= 1, p= 0,001) und im Speziellen die Diagnose ¿Depression¿ (¿²= 24,490, df= 1, p= 0,001) wurden signifikant häufiger beim weiblichen Geschlecht diagnostiziert.
Bei der Diagnose ¿Schizophrenie¿ ließ sich statistisch ein Trend (¿²= 3,6, df= 1, p= 0,058) dahingehend vernehmen, dass mehr Männer als Frauen die Diagnose ¿Schizophrenie¿ aufwiesen.
90 von 499 Patienten wiesen im Beobachtungszeitraum zudem eine psychische Begleiterkrankung auf. Am häufigsten wurden psychische Begleiterkrankungen aus dem Formenkreis der psychischen und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (28,9%), gefolgt von Erkrankungen aus dem Formenkreis der neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen (27,8%) diagnostiziert.
Bei den neuverordneten psychopharmakologischen Medikamenten zeigten sich keine Geschlechtsunterschiede in der Häufigkeitsverteilung.
Schlussfolgerung:
Diese Studie konnte Genderunterschiede in der Häufigkeitsverteilung affektiver und schizophrener Erkrankungen, sowie bei psychischen Begleiterkrankungen aufzeigen.
Geschlechtsunterschiede bei Psychopharmaka-Neuverordnungen konnten nicht festgestellt werden.