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Linzbichler, K.
INHALATIONSANÄSTHETIKA- Von Äther bis Xenon
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 57
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Beubler Eckhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- Zusammenfassung
Gegenstand dieser Diplomarbeit sind Geschichte der Anästhesie, Pharmakologie der bzw. Anästhesie mit Narkosegasen, sowie mögliche Zukunftsperspektiven.
Die Arbeit wurde primär im Sinne einer Literaturrecherche geführt, aber auch entsprechende Fortbildungsveranstaltungen zum weiteren Wissenserwerb besucht.
Als Quellen dienten also klassische deutsch- und englischsprachige Lehr- und Sachbücher, aktuelle Ausgaben internationaler medizinischer Fachzeitschriften, Abstracts des Deutschen Anästhesiekongresses (DAC) 2013, sowie Vorträge vom ¿Center of Excellence¿ an der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensiv-medizin Graz. Die medizinische Datenbank PubMed und das Forschungsportal der Medizinischen Universität Graz boten weitere Publikationen.
Die Qualität der Quellen wurde dabei stets hinterfragt. So zeigte beispielsweise die kontroversielle Diskussion über ¿Lewis acids¿ deutlich, dass Forschungsarbeit im Auftrag nur einer Firma schwer als unabhängig betrachtet werden kann.
Schwierigkeiten solcher Art kannte man zwar noch nicht, Wissenschafter hatten es aber auch in früheren Zeiten nicht einfach. Sie standen häufig in solch einer Konkurrenz zueinander, dass mancheiner dies sogar mit seinem Leben bezahlte. Zudem mussten die fortschrittlichen Denker eine von Tradition und Religion geprägte Öffentlichkeit stets aufs Neue von ihren Erkenntnissen überzeugen. Die Menschen wünschten sich zwar wirksame Mittel gegen Schmerzen, körperliches Leid war aber über Jahrhunderte hinweg als gottgegeben und daher zu ertragen betrachtet worden.
Heute wird die Analgesie im Rahmen einer Narkose schon fast als selbst-verständlich betrachtet. Patientenzufriedenheit und Langzeit-¿Outcome¿ lauten die neuen Schlagworte. Vor allem das Awareness-Risiko oder Auftreten einer postoperativen Kognitionsstörung (POCD) gilt es weiter zu reduzieren.
Distickstoffmonoxid (Lachgas) wird dabei tendenziell als obsolet betrachtet. Gründe dafür sind die günstigeren Nebenwirkungsprofile der modernen Inhalationsanästhetika, sowie die Verfügbarkeit potenter und gut steuerbarer Opioide.
Zur Zeit werden vor allem die potentiell organprotektiven Eigenschaften der Narkosegase beforscht. Diese scheinen sich zunehmend zu bestätigen- zumindest tierexperimentell.
Einige Wissenschafter sehen auch in der VIMA (volatile induction and main-tenance of anaesthesia) die Möglichkeit, eine solche Organprotektion zu intensivieren. Gegenteilige Argumente sind wiederum eine manchmal lange Einleitungszeit mit abfallender Sauerstoffsättigung, oder eine durch 8Vol% Sevofluran eventuell erhöhte Nebenwirkungsrate.
Die konventionellen Inhalationsanästhetika sind Treibhausgase, also- zumindest bei unsachgemäßem Gebrauch- grundsätzlich umweltschädlich. In Yale (USA) empfiehlt man aus diesem Grund bereits zunehmend den Gebrauch intravenöser Anästhetika. Sogar eine spezielle Nanoemulsion wurde in Madison, ebenfalls USA, entwickelt, um Sevofluran intravenös verabreichen zu können.
Xenon ist kein Treibhausgas, sondern ein inertes Edelgas. In das etwaige ¿ideale Anästhetikum¿, das vor allem hohe hämodynamische Stabilität verspricht, werden große Hoffnungen gesetzt. Um eine breitere Anwendung überhaupt zu ermöglichen, müssen aber erst Wege zur Reduktion der enormen Destillations-kosten gefunden werden.
In Zusammenschau der Ergebnisse kann nach derzeitigem Wissensstand weder den inhalativen, noch den intravenösen Anästhetika eindeutig Vorzug gegeben werden. Beide Substanzgruppen haben bei entsprechender Indikation ihre Berechtigung, auch wenn mit Narkosegasen tendenziell mehr Situationen beherrscht werden können.
Die Wahl des Narkoseverfahrens sollte also eine individuelle Entscheidung einzig und allein im Interesse des Patienten bleiben.