Gewählte Publikation:
Heller, S.
Charakterisierung der akuten Herzinsuffizienz sowie Gründe für die Nicht-Verschreibung der empfohlenen Herzinsuffizienz-Therapie an der Univ.-Klinik für Innere Medizin Graz
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 70
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Fruhwald Friedrich
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- Hintergrund: Die akute Herzinsuffizienz (AHI) ist ein Syndrom, das durch eine abrupt herabgesetzte körperliche Leistungsfähigkeit aufgrund einer kardialen Funktionseinschränkung charakterisiert wird. Sie ist eine der wichtigsten Gründe für die Morbidität und Mortalität in der industrialisierten Welt. Um diesem wachsenden Problem Rechnung zu tragen, wurde das EURObservational Research Programme (EORP) ins Leben gerufen. Es soll in den Mitgliedsländern der European Society of Cardiology das Management der Herzinsuffizienz in Bezug auf Diagnostik und Therapie überprüfen und eventuelle Mängel aufdecken.
Methoden: Alle Patienten, die zwischen Oktober 2011 und Mai 2012 wegen AHI in der Notaufnahme der Universitäts-Klinik für Innere Medizin Graz aufgenommen wurden und eine i.v.-Therapie mit Diuretika, Inotropika und/oder Vasodilatoren erhielten, wurden nach deren Zustimmung in das Register aufgenommen. Mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens wurden Daten zu kardialen Risikofaktoren, Ätiologie, klinischen Zeichen und Symptomen, Diagnostik, Therapie und Outcome erhoben. Besonderes Augenmerk wurde dabei den Gründen für die Nichtverschreibung der empfohlenen Therapien beigemessen.
Resultate: 29 Patienten wurden für das Register rekrutiert. Das mittlere Alter dieser Patienten lag bei 76 Jahren und 69% waren männlich. Eine De-novo-HI wurde bei 31% der Patienten diagnostiziert. Bei über 60% der Patienten war die ischämische Kardiomyopathie für die HI verantwortlich. Begleiterkrankungen waren bei den Patienten weit verbreitet. 66% litten an einem Vorhofflimmern, 45% an einer COPD, 38% an einer Niereninsuffizienz, 34% an Diabetes und 31% hatten einen Schlaganfall/TIA hinter sich. Die Patienten waren durchschnittlich 10 Tage stationär und die nosokomiale Mortalität lag bei 7%. 97% der Patienten bekamen i.v.-Diuretika, 17% -Inotropika und 3% -Nitrate verabreicht. Vor ihrer Hospitalisierung nahmen 68% einen ACE-Hemmer (ACE-I) bzw. einen Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB), 57% einen Betablocker (BB) und 21% einen Mineralokortikoidrezeptorantagonisten (MRA) ein. Bei der Entlassung nahmen 74%, 81% bzw. 44% diese Medikamente ein. Bei Entlassung nahmen noch immer 56%, 74% und 11% eine geringere als die empfohlene Tagesdosis ein. Die Gründe dafür waren Kontraindikationen, Intoleranz und verschiedene andere Gründe. 26% der Patienten erhielten bei Entlassung wegen einer Hypotonie, 11% wegen eingeschränkter Nierenfunktion, 4% wegen eines Angioödems, 4% wegen eines nicht empfohlenen Wirkstoffs und 30% aus anderen Gründen nicht die empfohlene ACE-I-Therapie, 15%
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waren noch in Auftitrierung. 7% erhielten wegen eingeschränkter Nierenfunktion, 4% wegen Hypotonie, 4% wegen eines nicht empfohlenen Wirkstoffes und 85% aus anderen Gründen nicht die empfohlene ARB-Therapie. 30% nahmen wegen Hypotonie, 41% aus anderen Gründen und 3% aus unbekannten Gründen nicht die empfohlene BB-Therapie ein, 19% waren noch in Auftitrierung. 7% wurde wegen einer eingeschränkten Nierenfunktion, 4% wegen Hyperkaliämie und 56% aus anderen Gründen nicht die empfohlene MRA-Therapie verschrieben.
Schlussfolgerung: Auch wenn die Häufigkeit der Verschreibung von ACE-I/ARB, BB und MRA zwischen Aufnahme und Entlassung deutlich gesteigert werden konnte, erhielten doch sehr viele Patienten nicht die empfohlene Dosis dieser Medikamente. Die Gabe der Zieldosis ist häufig aufgrund biologischer Limitationen nicht möglich, in anderen Fällen verhindert aber auch die Expertenmeinung der Ärzte eine Therapie im Sinne der evidenzbasierten Medizin.