Selected Publication:
Schneider, C.
Zentrale ¿2-Adrenozeptor-Agonisten Pharmakologisches Wirkspektrum und klinischer Einsatz von Liganden des zentralen ¿2-Adrenozeptors
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 90
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Beubler Eckhard
-
Donnerer Josef
- Altmetrics:
- Abstract:
- Die in 3 Subtypen vorkommenden ¿2-Rezeptoren sind sowohl ubiquitär in peripheren Geweben als auch im ZNS vertreten und für eine Vielzahl unterschiedlicher Wirkungen im menschlichen Körper verantwortlich. Aufgrund des negativen Feedbackmechanismus dieser Rezeptoren werden die ¿2-Adrenozeptor-Agonisten auch als Antisympathotonika bezeichnet.
Ausgehend von der Leitsubstanz Clonidin, vor mehr als 50 Jahren als Nasenspray entwickelt, haben die zentralen ¿2-Adrenozeptor-Agonisten eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Dexmedetomidin als jüngster Vertreter hat mit seiner europäischen Marktzulassung im Jahre 2011 der Intensivsedierung neue Impulse gegeben. Ziel ist es, basierend auf den Erkenntnissen der bisherigen Anwendung, den aktuellen Platz und die zukünftigen Potentiale der zentral wirksamen ¿2-Adrenozeptor-Agonisten darzustellen.
Grundlegend für das Verständnis der Wirkung dieser Medikamentengruppe ist die Kenntnis von der Anatomie und Physiologie des vegetativen Nervensystems. Daher wird sowohl auf die neuesten Erkenntnisse bezüglich Rezeptor(-sub-)spezifizierung als auch auf molekulare Begebenheiten Bezug genommen. Darauf aufbauend werden Pharmakologie und derzeitige Anwendungsgebiete dargestellt. Dies erfolgt auf der Basis von Lehrbuchwissen, ergänzt durch aktuelle Publikationen und fachspezifische Leitlinien. Die Recherche hierzu erfolgte in Pubmed, Medline und Google Scholar sowie mittels Tiefen- und Freihandsuche.
Aktuell genutzt werden neben Dexmedetomidin derzeit Clonidin, Tizanidin, Moxonidin, ¿-Methyldopa und Rilmenidin. Haupteinsatzgebiete sind in zunehmendem Maße die Sedierung auf Intensivstation und während invasiver Prozeduren, gefolgt von der antihypertensiven Therapie als second line- oder Reserve-Medikation sowie in der Therapie der Schwangerschaftshypertonie. Als Adjuvans zur Schmerztherapie sowie zu regionalanästhesiologischen und rückenmarksnahen Verfahren existiert ebenfalls eine breite Evidenzgrundlage. Tizanidin hat seinen Schwerpunkt in der Therapie der Spastik und Muskelrelaxation. Weiterer Interessensschwerpunkt ist die Therapie des ADHS. Durch Rezeptorselektivität, verschiedene Applikationswege und gezielte galenische Zubereitung kann die Nebenwirkungspalette gegenüber älteren Substanzen deutlich reduziert werden.
Ihr bisher bekanntes Wirkspektrum reicht von Blutdrucksenkung, antipsychotischer Wirkung, Senkung der Kammerwasserproduktion des Auges, Sedierung, Trockenheit von Schleimhäuten, Bradykardie, antiarrhythmischer Komponente, Reduktion von Analgetika- und Sedativa-Bedarf, verlängerter Wirkung von rückenmarksnahen Anästhesieverfahren, eigener analgetischer Wirkung, zentraler Muskelrelaxation, gesteigerter Thrombozytenaggregation, Einfluss auf den Hormonhaushalt bis hin zur Anwendung bei ADHS oder der Therapie der Alkoholentzugssymtomatik.
Unterschiede im Wirkspektrum verschiedener ¿2-Adrenozeptor-Agonisten basieren u.a. auf der Penetration der Blut-Hirn-Schranke und der Affinität und Selektivität für Subrezeptor-Typen. Der Trend geht in Richtung subtypen-spezifischer Substanzen, gestaltet sich jedoch aufgrund der vielfältigen Verbreitung des ¿2-Adrenozeptors und nur wenigen isolierten subtypischen Effekten schwierig. Die langjährige Anwendungsdatenlage erlaubt eine gute therapeutische Einschätzung der Substanzgruppe.