Gewählte Publikation:
Mittmansgruber, S.
Pilotstudie: EEG-Veränderungen bei Kindern und Jugendlichen unter Therapie mit Psychopharmaka
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 81
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Kerbl Reinhold
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- Fragestellung:
In den letzten 20 Jahren nahm die Verordnungshäufigkeit von Psychopharmaka in der Kinder- und Jugendpsychiatrie kontinuierlich zu. Es ist bekannt, dass viele dieser Psychopharmaka einen Einfluss auf das EEG erwachsener PatientInnen haben. Vermutungen über eine Veränderung im Sinne einer ¿Regularisierung¿ des EEGs im Kindes- und Jugendalter wurden angestellt, kontrollierte Studien fehlen jedoch nach wie vor. Ziel dieser Pilotstudie war es zu untersuchen, ob die Gabe von Psychopharmaka in dieser Altersgruppe zu reproduzierbaren Veränderungen des Elektroenzephalogramms führt.
Methoden:
Im Zeitraum Juni 2012 bis Januar 2013 wurden am LKH Leoben Kinder und Jugendliche (n=13) erfasst, die erstmalig eine Therapie mit Psychopharmaka erhielten. Nach dem routinemäßigen EEG vor Beginn der medikamentösen Therapie führte man nach 7-14 Tage ein Kontroll-EEG durch. Anschließend wurden beide EEGs speziell bezüglich des parieto-temporo-occipitalen Grundrhythmus auf Unterschiede in Ausprägungsgrad, Rhythmus und Amplitude untersucht.
Ergebnisse:
Insgesamt nahmen 13 PatientInnen an der Studie teil. 5 der TeilnehmerInnen (38,5 %) zeigten Veränderungen des EEGs, dabei wurden 2 mit Fluoxetin, 2 mit Trazodon, 1 Patient mit Sertralin und 1 Patient mit Quetiapin behandelt. Sie alle wiesen vor allem Veränderungen im Ausprägungsgrad und in der Regelmäßigkeit des Alpha-Grundrhythmus auf, auch Unterlagerungen langsamer Frequenzen nahmen ab. In der Studie konnte jedoch weder in der Gruppe der Antidepressiva noch in jener der Antipsychotika eine Regularisierung/Normalisierung des EEGs als Folge der Psychopharmakatherapie beschrieben werden.
Schlussfolgerung:
Die Hypothese, dass Psychopharmaka regelmäßig zu EEG-Veränderungen führen, konnte somit durch unsere Pilotstudie nicht belegt werden. Veränderungen, die sich bei 5 der PatientInnen (38,5 %) zeigten, könnten auch durch eine multifaktorielle Verbesserung der Vigilanz bzw. des Entspannungszustandes erklärt werden. Die Arbeit bildet jedoch einen Ansatz, dem Thema der Wirkungen/Nebenwirkungen der Psychopharmaka in der Kinder- und Jugendpsychiatrie nachzugehen. Signifikante Ergebnisse könnten in größer angelegten Studien mit längerer Studiendauer erzielt werden.