Gewählte Publikation:
Hartmann, J.
Die Entdeckung und Nutzbarmachung des Penicillins ¿ ein Meilenstein in der Medizingeschichte
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 59
[OPEN ACCESS]
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- Autor*innen der Med Uni Graz:
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Donnerer Josef
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- Die Entdeckung des Penicillins durch den britischen Bakteriologen Alexander Fleming 1928 gilt als einer der großen Meilensteine der Medizin des 20. Jahrhunderts. Bereits ein halbes Jahrhundert vor der Entdeckung wurde der Zusammenhang zwischen Hemmung von Bakterienwachstum und Gegenwart von Schimmelpilzen erstmals beobachtet, das Phänomen aber nicht weiter erforscht.
Auch für Flemings Zufallsentdeckung standen Ende der 20er Jahre die Zeichen der Zeit anfangs nicht gut ¿zu wenig glaubte die damalige Wissenschaft an den medizinischen Erfolg eines Chemotherapeutikums. Als 1935 in Deutschland die durchschlagende Wirksamkeit eines Sulfonamids (Prontosil®) gegen bakterielle Infektionen präsentiert wurde, rückte Penicillin wieder zurück in das Interesse der Wissenschaft. 1938 begann in Oxford eine Gruppe von Wissenschaftlern um den Arzt Howard Florey und den Bakteriologen Ernst Chain mit der Isolierung von Penicillin. Nach erfolgreichen klinischen Testungen gingen die Wissenschaftler in die USA um dort das Penicillinprojekt weiterzuführen. Durch die Entwicklung einer neuen Herstellungsmethode (Submers-Technik), durch die Verbesserung des Nährmediums und durch die Isolierung leistungsfähigerer Penicillium Stämme begann man in den USA mit der Großproduktion von Penicillin. 1944 war damit die USA in der Lage, ihren Penicillinbedarf sowohl zivil wie auch militärisch vollständig zu decken.
1945 erhielten Fleming, Florey und Chain für die Entdeckung des Penicillins den Nobelpreis für Medizin.
1951 kam es im österreichischen Kundl zu einer medizinischen Weltsensation durch den Biologen Ernst Brandl und den Chemiker Hans Margreiter: Die Entdeckung von Penicillin V als weltweit erstes oral applizierbares und säureresistentes Penicillin.1952 wurde Penicillin V in Österreich zum Patent angemeldet. Mit der Vermarktung von Penicillin V (Ospen®) und den davon abgeleiteten Präparaten begann für die Biochemie GmbH Kundl ein rasanter Aufstieg. Heute ist der Tiroler Standort der letzte verbliebene Hersteller von Penicillinen in der westlichen Welt.
Der steigende Anteil resistenter Bakterien stellt die Medizin vor eine große Herausforderung in der Antibiotikatherapie. Schon wenige Jahre nach der flächendeckenden Einführung von Penicillin konnte man bereits Penicillinresistenzen bei Infektionserregern beobachten. Noch ist die Situation der Bakterienstämme, die in Österreich gegen Penicillin sensitiv sind, insgesamt als günstig einzuschätzen, doch wird in Zukunft Aufmerksamkeit gefordert sein, was weitere Resistenzentwicklungen betrifft.