Gewählte Publikation:
Loewe, K.
Zur MMA-Abgabe von geschlossenen PMMA-Anmischsystemen unter in-vivo Bedingungen im OP
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 80
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Kühn Klaus-Dieter
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Leithner Andreas
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Der aktuelle Trend in der Zementiertechnik zeigt, dass immer mehr Hersteller auf komplett geschlossene und vorgefüllte ¿ so genannte fully pre-packed Systeme setzen. Hierbei befinden sich Polymerpulver und Monomerflüssigkeit in einem bereits vorgefüllten, sterilen Mischsystem, welches zur Verarbeitung lediglich aktiviert (durch brechen einer Ampulle oder Aufstechen eines Beutels) und danach durchgemischt werden muss. Diese Systeme haben den großen Vorteil, dass Anwendungsfehler, z.B. durch offenes Hantieren mit Polymerpulver, bereits im Vorhinein ausgeschlossen werden und die Vorbereitungs- und Aufbauzeit deutlich kürzer ausfällt. Zusätzlich erwartet der Anwender durch den geschlossenen Systemaufbau eine deutliche Reduktion des unerwünschten und potentiell Allergie-auslösenden MMA-Monomers in der OP-Luft. Es war daher Ziel dieser Studie zu pruefen, ob die MMA-Konzentration bei der Anwendung eines neu entwickelten pre-packed Systems im Vergleich zu einem bereits am Markt erhaeltlichen Systems weiter reduziert werden kann. Getestet wurde die MMA-Konzentration waehrend der Verwendung der pre-packed Anmischsysteme Optipac¿ (Biomet) und Palacos® R+G pro (Heraeus).
Material und Methode: Die Systeme wurden nach Anleitung des Herstellers aufgebaut, angemischt und der fertige Knochenzement schlangenförmig auf eine Arbeitsunterlage ausgetrieben. Über diesen gesamten Vorgang wurde kontinuierlich die MMA-Konzentration gemessen. Der Messpunkt befand sich exakt 50 cm senkrecht und zentral über der Arbeitsfläche, was in etwa der Nasenhöhe des Anwenders entspricht. Dieser Versuch wurde mehrmals unter verschiedenen Raumbedingungen (gute Belüftung in einem Versuchslabor, starke Belüftung unter einer Abzugshaube und laminärem Luftstrom in einem orthopädischen Operationssaal) wiederholt. Weiters wurden noch andere Kriterien wie Anwenderfreundlichkeit und Zementqualität beurteilt.
Ergebnisse: Beide getesteten Mischsysteme erwiesen sich als technisch überaus ausgereift und lieferten eine konstant hochwertige Zementqualität. Auch sind die Systeme beider Hersteller in Bezug auf die in der Raumluft gemessene MMA-Konzentration (17 ppm bei Palacos® R+G pro und 26 ppm bei Optopac¿) weit unter dem gesetzlich vorgegebenen AGW-Wert von 50 ppm.
Diskussion: Im direkten Vergleich mit teilgeschlossenen Vakuum-Mischsystemen zeigten diese Systeme keine weitere relevante Reduktion der MMA-Belastung in der Umgebungsluft. Hierfür ist die Tatsache entscheidend, dass ¿ sowohl bei teilgeschlossenen als auch bei pre-packed Systemen ¿ die Belastungsspitzen nicht während des Befüllens des Systems, sondern beim Mischvorgang selbst gemessen wurden. Eine Erklärung für dieses Ergebnis ist unter Anderem der Dichtring der Mischstößels, welcher bei allen getesteten Systemen gleichermaßen eine technisch bedingte Schwachstelle für Monomeraustritt darstellt.
Ein entscheidendes Nebenergebnis dieser Studie stellt auch die Tatsache dar, dass sich die Messergebnisse stark durch die gewählte Belüftung sowie das Bewegungsverhalten des Anwenders beeinflussen ließen. Eine Schulung des Anwenders hinsichtlich dieser Punkte würde einen wesentlichen Beitrag zum Schutz des OP-Personals beitragen.