Gewählte Publikation:
Reindl, S.
Unterschiede im objektiven und subjektiven kieferorthopädischen Behandlungsbedarf von Studierenden der Humanmedizin¿ eine retrospektive Studie
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 52
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Santigli Elisabeth
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: In der Kieferorthopädie gibt es unterschiedliche Maßstäbe zur Erhebung des Behandlungsbedarfs. Eine Möglichkeit dies festzustellen ist der Index of Orthodontic Treatment Need, kurz IOTN. Dieser Index erfasst einerseits den selbst wahrgenommenen Behandlungsbedarf (Aesthetic Component) und dient andererseits als probates Mittel zur raschen Abklärung des objektiven kieferorthopädischen Behandlungsbedarfs in der Bevölkerung (Dental Health Component) um unnötige kieferorthopädische Maßnahmen zu vermeiden und bedarfsorientiert vorzugehen.
Ziel: Ziel der vorliegenden retrospektiven Studie ist es den objektiven und subjektiven kieferorthopädische Behandlungsbedarf der HumanmedizinstudentInnen zu ermitteln sowie einen möglichen Unterschied zwischen Männern und Frauen zu erörtern. Das Ergebnis wird im Anschluss mit den Werten der Zweitbeurteilerin in Bezug gesetzt und eine mögliche Lernkurve erfasst.
Material und Methode: Die retrospektive Studie umfasst die mittels Alginatabdruck hergestellten Studienmodelle der HumanmedizinstudentInnen der Meduni Graz die im Zeitraum vom Wintersemester 2007/2008 bis zum Wintersemester 2009/2010 am zahnmedizinischen Studienmodul teilgenommen haben. Bestimmt werden fehlende Zähne, Overbite, Overjet, Kontaktpunkverschiebung, Kreuzbiss und Auffälligkeiten wie Lippenkiefergaumenspalten oder persistierende Milchzähne. Die Ästhetische Komponente bestimmen die StudentInnen in dem sie sich mittels zugehörigen 10 Bilder umfassenden DinA4 Bogens das subjektiv zutreffende Bild auswählen. Die Verteilung der Haupt und Nebenzielgrößen werden in einer deskriptiven und die mögliche Übereinstimmung von 2 Untersuchern in einer explorativen Statistik dargestellt.
Ergebnisse: Von den 50 StudienteilnehmerInnen sehen laut AC 84% keinen bis geringen kieferorthopädischen Behandlungsbedarf was im deutlichen Widerspruch zu dem objektiv nicht vorhandenen bis geringen Bedarf von 38% steht. Objektiv beurteilt besteht für 21% der untersuchten Modelle großer Behandlungsbedarf der in der subjektiven Wahrnehmung der StudienteilnehmerInnen in keinem der Fälle bestätigt werden kann. Weibliche Studienteilnehmer (n=28) sind mit ihrem dentalen Erscheinungsbild zufriedener als ihre männlichen Kollegen (n=22). Zwei in Ausbildung stehende Untersucher unterschieden sich in ihrer mittleren Zeit mehr als Doppelte, die sie für die IOTN Erhebung benötigen (190 sec vs 80 sec). Innerhalb der Beurteilung von 50 Studienmodellen gleicht sich dieser Unterschied im Sinne einer Lernkurve nahezu aus. Qualitative Unterschiede in der Beurteilung beziehen sich vornehmlich auf das Merkmal der ¿Kontakpunktverschiebung¿.
Diskussion: Objektive und subjektive Komponente des IOTN sind nur bedingt vergleichbar. Der Index erweist sich nach einer Einarbeitungszeit der Beurteiler als eine schnelle Screeningmethode zur Erhebung des Behandlungsbedarfs. Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen nur zum Teil Werte aus internationalen Vergleichstudien.
Konklusion: Um AC und DHC besser vergleichen zu können, bedarf es eines analogen und validen Messinstruments. Zur Bestätigung oder Widerlegung eines allfälligen Geschlechterunterschieds bedarf es eines größeren Kollektivs. Die Lernkurve ist vor Einsatz des IOTN zu berücksichtigen und nach Möglichkeit in die Ausbildungszeit von ZahnmedizinstudentInnen zu legen.