Gewählte Publikation:
Leopold, S.
Adipositas und Kognition bei bipolar affektiver Störung
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 90
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Kapfhammer Hans-Peter
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Painold Annamaria
- Altmetrics:
- Abstract:
- Betroffene der bipolar affektiven Störung entwickeln überdurchschnittlich häufig kognitive Dysfunktionen, die nicht wie erwartet nur in depressiven oder manischen Phasen auftreten, sondern auch in relativ euthymen Phasen bestehen bleiben. Außerdem wurden in der Vergangenheit auch Übergewicht und Adipositas mit neurokognitiven Beeinträchtigungen assoziiert. Zudem wachsen die Belege dafür, dass Übergewicht und Adipositas in der bipolaren Population gehäuft vorkommen. Sowohl kognitive Defizite als auch Adipositas wurden mit einer Verschlechterung der Lebensqualität und der Langzeitprognose der bipolaren PatientInnen in Verbindung gebracht.
In eine Pilotstudie gingen 35 euthyme PatientInnen (< 8 Punkte auf der Hamilton Depression Scale und < 8 Punkte auf der Young Mania Rating Scale) mit bipolar affektiver Störung Typ I oder II ein. Die vorgelegte, kognitive Testbatterie umfasste Parameter, die in der Vergangenheit bereits mit der bipolar affektiven Störung assoziiert wurden, wie Aufmerksamkeit, psychomotorische Bearbeitungsgeschwindigkeit, exekutive Funktionen und verbale Merkfähigkeit. Als anthropometrisches Maß wurde der ¿Body Mass Index¿ (BMI) berechnet.
Einleitende Analysen konnten zeigen, dass euthyme bipolare PatientInnen im Vergleich mit der Normalpopulation Beeinträchtigungen in den Bereichen psychomotorische Bearbeitungsgeschwindigkeit, verbale Merkfähigkeit und zum Teil auch Defizite in den exekutiven Funktionen aufwiesen. Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas war mit 74 % in der untersuchten Stichprobe sehr hoch. Korrelationsanalysen zeigten einen signifikanten negativen Zusammenhang zwischen BMI und exekutiver Funktion sowie nach Einschluss der Kontrollvariable Intelligenz signifikante negative Zusammenhänge zwischen BMI und verbaler Merkfähigkeit.
Die Untersuchungsergebnisse, die im Einklang mit der bisherigen Forschung stehen, lieferten weitere Belege dafür, dass bestimmte kognitive Defizite auch in euthymen Phasen der bipolaren Erkrankung bestehen bleiben. Zudem konnten weitere Nachweise für Zusammenhänge zwischen Adipositas und kognitiven Dysfunktionen bei bipolar affektiver Störung gefunden werden. Aus der hohen Prävalenz der Adipositas in der untersuchten Population sowie aus der Tatsache, dass sowohl kognitive Beeinträchtigungen als auch Adipositas offenbar in unmittelbarem Zusammenhang mit Schweregrad und Prognose der bipolaren Erkrankung stehen, ergibt sich die dringende Notwendigkeit zur Optimierung der therapeutischen Möglichkeiten. Weitere Studien sind nötig und indiziert, um Ätiologie und Kausalität dieser Zusammenhänge zu klären.