Gewählte Publikation:
Winterleitner, H.
Das Keimspektrum bei chirurgisch behandelten Handinfektionen. Gibt es eine Korrelation zu Anamnese und klinischem Verlauf?
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2013. pp. 67
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Koch Horst
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: In dieser Arbeit wird untersucht, welches Keimspektrum für Handinfektionen verantwortlich ist und ob es, eine Korrelation zwischen Keimspektrum einerseits und klinischem Erscheinungsbild sowie Verlauf andererseits gibt. Die Ergebnisse aus unserer Studie sollen als Hilfestellung bei der empirischen Antibiotikagabe bei Handinfektionen dienen.
Material und Methoden: Im Zeitraum von 2001 bis 2007 wurden 296 PatientInnen mit einer Handinfektion unterschiedlicher Ätiologie an der klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie der Universitätsklinik für Chirurgie an der Medizinischen Universität Graz versorgt. Die Datenlage war bei 204 PatientInnen ausreichend zur Analyse des Keimspektrums. Das zu behandelnde Infektionsspektrum reichte Bagatellverletzungen und Paronychien bis hin zu schweren Infektionen, die oft mehrerer chirurgischer Behandlungen bedurften. Die zugehörigen mikrobiologischen Endbefunde wurden der Datenbank des Instituts für Hygiene der Medizinischen Universität Graz entnommen. Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurden allfällige Zusammenhänge zwischen den Keimspektren beziehungsweise der jeweiligen Resistenzlage einerseits und der Anamnese und dem klinischen Befallsmuster andererseits, geprüft.
Ergebnisse: In 66% der Keimnachweise wurden grampositive Keime gefunden, in 21% der Nachweise fanden sich gramnegative Bakterien. In 37 Fällen wurde eine Mischinfektion nachgewiesen. Anaerobier wurden in 12,5% der Fälle nachgewiesen. Aus unserer Studie geht hervor, dass das Keimspektrum bei allen Anamnesen (idiopathisch, Verletzung, Bagatellverletzung, Bissverletzung, Fremdkörper) und klinischen Befallsmustern (subkutan, Nagelorgan, Sehnen, Knochen und Gelenke) gleich war. Lediglich bei Tierbissverletzungen konnte ein häufigeres Auftreten von gramnegativen Bakterien (Pasteurella multocida) beobachtet werden.
Die Auswertung des Resistenzverhaltens der in unserer Studie nachgewiesenen Keime zeigte keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Anamnesegruppen und den verschiedenen klinischen Befallsmustern. Daraus lässt sich schließen, dass die Anamnese und das klinische Befallsmuster keine Auswirkung auf die Wahl des zu verabreichenden Antibiotikums haben. Unsere Daten zeigen, dass sich Amoxicillin als Antibiotikum der Wahl eignet, da es ein großes Keimspektrum abdeckt und die Resistenzrate in unserem Krankengut sehr niedrig war. Clindamycin und Vancomycin sind weitere Breitbandantibtiotika die als Alternative verwendet werden können, da wir eine niedrige Resistenzrate nachweisen konnten.
Schlussfolgerung: Bei Handinfektionen ist mit einem breitem Keimspektrum zu rechnen. Bei der antimikrobiellen Therapie müssen grampositive, gramnegative Keime und Anaerobier abgedeckt werden. Die richtige Wahl des Antibiotikums ist trotz allem nur eine unterstützende Maßnahme, da die chirurgische Therapie im Vordergrund steht.