Gewählte Publikation:
Krottmayer, M.
Aktuelle Therapieoptionen des refraktären Status epilepticus
[ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2012. pp. 84
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Feichtinger Michael
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- Zusammenfassung
Fragestellung: Der Status epilepticus ist einer der häufigsten neurologischen Notfälle und erfordert eine rasche Diagnose und Therapie, um der mit Fortdauer des Anfalls steigenden Morbidität und Mortalität entgegenzuwirken. Zur therapeutischen Vorgangsweise am Beginn dieses neurologischen Notfalls gibt es Leitlinien mit guter Evidenz. Bei jeder/m 4. Patientin/Patient erweist sich der Status jedoch als refraktär gegenüber der initialen Behandlung mit einem Benzodiazepin, gefolgt von einem anderen Antikonvulsium, und wird folglich als refraktärer Status epilepticus bezeichnet. In dieser Situation ist das therapeutische Management mit wesentlich weniger Evidenz belegt. Diese Arbeit soll einen Einblick in die pathogenetischen Hintergründe des Status epilepticus, vor allem aber einen Überblick über die etablierteren und weniger anerkannten Therapieoptionen des refraktären Status epilepticus geben. Die in der Literatur recherchierten Therapiemöglichkeiten sollen nach klinischer Relevanz, in Bezug auf die Datenlage, deren Wirksamkeit und ihr Risikoprofil gewichtet und gereiht werden.
Methode: Literatursuche in Pubmed.
Ergebnisse: A: Therapieoptionen der ersten Wahl: Folgende Therapien sind charakterisiert durch gute Wirksamkeit und akzeptable Evidenz laut Literatur: 1. Neuere Antiepileptika: Valproat, Levetiracetam und Lacosamid. Bleibt der Status epilepticus refraktär, so ist die Allgemeinanästhesie und intensivmedizinische Betreuung die Basis des weiteren Vorgehens. 2. Anästhetika: Midazolam, Propofol, Barbiturate. B: Therapieoptionen der zweiten Wahl: Diese Gruppe beinhaltet Therapieoptionen, die zwar durch weniger Daten belegt sind, aber gute bis mäßige Erfolge erzielten. Topiramat, ketogene Diät und invasive Maßnahmen wie Hypothermie und Neurochirurgie. C: Therapieoptionen der dritten Wahl: Diese Gruppe beinhaltet Therapieoptionen mit schlechter Datenlage und/oder schlechtem Risikoprofil. 1. Anästhetika: Ketamin, Isofluran und Desfluran. 2. Andere Medikamente: Lidocain, Verapamil, Magnesium und Immuntherapie. 3. Invasive Maßnahmen: Vagusnerv-Stimulation, Elektrokonvulsionstherapie, Transkranielle Magnetstimulation. D: Therapieoptionen der vierten Wahl: Invasive Maßnahmen mit sehr schlechter Datenlage wie Deep Brain Stimulation und Liquordrainage.
Additive Therapieoptionen: Musik und Akupunktur können aufgrund guter Verträglichkeit in allen Therapiestufen in Erwägung gezogen werden, ihr Einsatz ist aber in der Literatur weitgehend anekdotisch belegt.
Konklusion: Die Wahl der Therapie erfolgt nach verschiedenen Gesichtspunkten, wobei die Ursachen und Formen des Status epilepticus, der Faktor Zeit, vorangegangene Therapiemaßnahmen, die Invasivität und auch ethische Fragestellungen bedeutende Kriterien darstellen.