Gewählte Publikation:
Rugani, P.
Evaluierung verschiedener Behandlungsstrategien von Bisphosphonat-assoziierter Osteonekrose der Kieferknochen ¿ Erstellung eines Behandlungskonzeptes
[ Dissertation ] Graz Medical University; 2012. pp. 180
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
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Rugani Petra
- Betreuer*innen:
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Jakse Norbert
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Obermayer-Pietsch Barbara
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Payer Michael
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Seitdem Robert E. Marx 2003 von der ¿neuen Epidemie¿ der avaskulären Kiefernekrose als Nebenwirkung der Therapie mit Bisphosphonaten berichtete und Salvatore L. Ruggiero wenig später eine Fallserie über 63 PatientInnen mit diesem Krankheitsbild veröffentlichte, ist die Bisphosphonat-assoziierte Osteonekrose der Kiefer (BRONJ) ein viel diskutiertes wissenschaftliches Sujet. Betroffen sind vor allem PatientInnen mit maligner Grunderkrankung die intravenös Bisphosphonate erhalten und zusätzliche Risikofaktoren wie eine Chemo- oder Kortikoidtherapie aufweisen, nur sehr selten PatientInnen mit nicht kortikoidinduzierter Osteoporose und meist peroraler Bisphosphonattherapie. Auch wenn verschiedene AutorInnen und Fachgesellschaften Vorschläge zur BRONJ Therapie publiziert haben, sind Standards mit voraussagbarem Therapieausgang noch nicht definiert. Die Therapiewahl erfolgt individuell nach Ermessen der jeweiligen BehandlerInnen.
Ziel
Ziel dieser Arbeit war es, ein Behandlungsregime zu entwerfen, das sich auf die einschlägige Literatur stützt, und die Erfahrungen der auf dieses Krankheitsbild spezialisierten Ärztinnen und Ärzte des Departments für Zahnärztliche Chirurgie und Röntgenologie der Medizinischen Universität Graz mit einbezieht. Der Erfolg der Anwendung dieses Konzeptes in der chirurgischen Therapie von Bisphosphonatnekrosen im Stadium I und II nach AAOMS-Klassifikation wurde anschließend prospektiv bewertet.
Material und Methoden
Nach der Erstellung des Therapiekonzeptes erfolgte die Rekrutierung der PatientInnen mit einer klinisch manifesten BRONJ Stadium I und II aus der Spezialambulanz für BisphosphonatpatientInnen des Departments für Zahnärztliche Chirurgie und Röntgenologie der Zahnklinik Graz zwischen März 2010 und Oktober 2011. Die Läsionen dieser PatientInnen wurden entsprechend dem entwickelten Therapie-Protokoll gemäßigt invasiv chirurgisch behandelt. Dabei wurde besonders auf die Gewährleistung eines möglichst wenig traumatischen Vorgehens geachtet, weshalb unter anderem die Laser- und Piezochirurgie zum Einsatz kamen. Postoperativ wurden im Fall von Heilungsstörungen lokale desinfizierende Spülungen bzw. die photodynamische Therapie eingesetzt. Die Kontrolluntersuchungen erstreckten sich über ein Jahr.
Ergebnisse
Die Erstellung des Therapiekonzeptes geschah auf Basis von 245 verschiedenen Quellen in Form von wissenschaftlichen Artikeln, Leitlinien, Büchern und Webseiten. Im definierten Beobachtungszeitrum wurden 111 PatientInnen in der Spezialambulanz für Bisphosphonat-Patienten vorstellig. 22 PatientInnen (18 weiblich, 81,8%) mit BRONJ Stadium I und II im Alter von 44 bis 83 Jahren (Mittelwert 66 ± 9,3 Jahre) unterzogen sich dem gemäßigtem chirurgischen Vorgehen. In 15 von 17 Protokoll-konform behandelten Fällen konnte durch die Anwendung des Therapieschemas eine mukosale Heilung erzielt werden. (Erfolgsquote 88,2%).
Schlussfolgerung
Prävention ist das primäre Ziel im Umgang mit dem Risiko der Entwicklung einer Kiefernekrose unter Bisphosphonattherapie. Daher ist neben der prätherapeutischen Herdsanierung die routinemäßige zahnärztliche Begleitung mit regelmäßigen Recalls von RisikopatientInnen essentiell. Kommt es zur Nekrose, so ist die frühe Erkennung und Einleitung der Therapie von entscheidender Bedeutung. Das Ziel der Behandlung ist die Wiedererlangung einer stabilen mukosalen Deckung des Kieferkamms und die subjektive Symptomenfreiheit der PatientInnen. Führen konservative Maßnahmen innerhalb von 8 Wochen nicht zum Erfolg, wird die chirurgische Intervention empfohlen. Um bleibende Beeinträchtigungen in Funktion und Ästhetik durch die getroffenen Maßnahmen gering zu halten, sollen Resektionen so minimal invasiv wie möglich sein, jedoch den gesamten nekrotischen Bereich erfassen. In fortgeschrittenen Fällen ist eine ausgedehnte chirurgische Therapie indiziert, um eine Verbesserung der Lebensqualität der PatientInnen zu sichern.