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Gewählte Publikation:

Seiler, S.
Milde Hypothermie zur Therapie der septischen Kardiomyopathie
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2012. pp. 65 [OPEN ACCESS]
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Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Post Heiner
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Abstract:
Einleitung Die Sepsis ist eine häufige und lebensbedrohliche Erkrankung, ihr liegt eine inadäquate Reaktion des Immunsystems auf einen Infektionsherd zu Grunde. Über die Behandlung der zu Grunde liegenden Infektion und allgemeine Maßnahmen hinaus existiert keine spezifische Therapie. Neuere Therapieansätze, wie Hydrokortison, intensivierte Insulintherapie, aktiviertes Protein C oder TLR-4 Antagonisten, waren in klinischen Studien nicht überzeugend und werden in den aktuellen Leitlinien nicht oder nur bedingt empfohlen. Die milde Hypothermie (MH) ist Leitlinientherapie zur Neuroprotektion nach Herzstillstand. Kardiovaskulär steigert MH den peripheren Widerstand, ist positiv inotrop und vermindert den Gesamtkörpersauerstoffverbrauch. MH könnte somit der septischen Kardiomyopathie und dem septischen Schock entgegenwirken. Methoden 13 Hausschweine (65±2kgKG) wurden mit Midazolam, Fentanyl, Pancuronium und Sevofluran anästhesiert und bei geschlossenem Thorax mit Kathetern instrumentiert: Swan-Ganz-Katheter, linksventrikulärer Druck-Volumenkatheter, Valvuloplastiekatheter in die Aorta descendes und ein intravenöser Kühlkatheter. Durch Infusion von LPS (Lipopolysaccharid) mit einer Rate von 0,5µg/kgKG/h für eine Stunde und anschließend einer Rate von 1.0µg/kgKG/h für weitere 3 Stunden wurde eine Endotoxinämie als Modell der Sepsis induziert. Mit Beginn der LPS Infusion wurden die Tiere entweder einer Normothermiegruppe (NT, 38°C) oder der Hypothermie-Gruppe (MH, 33°C) zugeordnet. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich ab der LPS Infusion über acht Stunden. Ergebnisse Nach 8 Stunden war der Cardiac Output in der NT-Gruppe höher als in der MH-Gruppe (MH 4.5±0.5l/min vs NT 6.6±0.4l/min). Der periphere Widerstand (NT 6.6±0.4mmHg/l/min vs MH 11.1±1.0mmHg/l/min) und die gemischtvenöse Sauerstoffsättigung (NT 54±3% vs MH 77±6%) waren in MH vs NT höher. Die arterielle Sauerstoffsättigung (NT 92±3% vs MH 100±0%) und der Oxygenierungsindex (paO2/FiO2; NT 94±12mmHg vs MH 359±31mmHg) waren unter MH ebenfalls höher. Die linksventrikuläre Kontraktilität war zwischen den Gruppen nicht verschieden, dies jedoch unter signifikant erhöhter sympathischer Aktivierung ausschließlich in NT. In isolierten Herzmuskelstreifen aus MH vs NT zeigte sich ein deutlicherer Anstieg der entwickelten Kraft bei Steigerung der Stimulationsfrequenz und während Stimulation mit Isoproterenol. Die Plasmakonzentration von TNFalpha war in MH gegenüber NT erhöht. Die Konzentrationen anderer Zytokine (IL-6, IL-8 und IL-10) waren nicht signifikant unterschiedlich. Zusammenfassung: Die Induktion der milden Hypothermie verbessert Gefäßtonus, Lungenfunktion und zentrale Sauerstoffsättigung, verhindert die sympathische Aktivierung und verbessert die Myokardfunktion. Die dabei erhöhten Spiegel von TNFalpha deuten auf einen Effekt der MH distal der Zytokinkaskade hin. Eine weitere Evaluation der Hypothese im Rahmen von klinischen Studien erscheint sinnvoll.

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