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Selected Publication:

Gigler, C.
Präventive Faktoren aus der Resilienzforschung in Bezug auf Kinder psychisch kranker Eltern - Möglichkeiten der Allgemeinmedizin
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2012. pp. 96 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Wisiak Ursula
Altmetrics:

Abstract:
Schätzungen zufolge leben in der Europäischen Union derzeit circa drei bis elf Prozent der Kinder mit einem psychisch kranken Elternteil zusammen. In Österreich spricht man derzeit von 67.000 Kindern, deren Mütter eine psychische Erkrankung haben. Kinder zählen zu den vergessenen Angehörigen, die sehr unter der Krankheit ihrer Eltern leiden und mit multiplen Belastungen konfrontiert sind. Die Gefahr, selbst eine psychische Erkrankung zu erleiden, ist groß. Die allgemeinmedizinische Praxis stellt die erste Anlaufstelle bei psychischen Erkrankungen dar. Vor allem die primäre Prävention, Resilienz- und Ressourcenförderung bei Kindern von psychisch kranken Eltern sind von enormer Wichtigkeit für eine positive Entwicklung jener. Der theoretische Kern dieser Arbeit besteht in einer kritischen Aufarbeitung der Literatur über Kinder von psychisch kranken Eltern, Risikoforschung, Resilienz mit den entsprechenden Studien und Forschungsergebnissen sowie Resilienzförderung das salutogenetische Modell und die Präventionsmöglichkeiten. Den praktischen Teil der Arbeit stellt die Verfassung eines Leitfadens für den Allgemeinmediziner im Umgang mit seinen psychisch kranken Patienten und deren Kindern dar. Der patientenzentrierte Leitfaden ist leicht umsetz- und in den Praxisalltag gut integrierbar. Ausgehend von den wichtigsten Punkten für das Arzt-Patienten-Gespräch, wie zum Beispiel die Informations- und Wissensvermittlung, die Psychoedukation, ein patientenorientierter Zugang sowie eine alters- und kindgerechte Aufklärung, werden ebenso Anregungen für den Ort und die Technik des Gesprächs gegeben. Ein Hauptaugenmerk des Leitfadens liegt in der Auswahl der Themen des Arzt- Patienten-Gesprächs. Beim Einzelgespräch ist es wesentlich, die Krankheitseinsicht und Compliance der Patienten abzuklären, um anschließend im Familiengespräch am Wissensstand der Kinder bezüglich der psychischen Erkrankung anzusetzen, und auf die subjektiven Krankheitstheorien der Kinder einzugehen. Des Weiteren werden einige weiterführende Interventionsschritte vorgestellt. Hierzu zählen die Netzwerk- und Resilienz-Landkarte für Ärzte, die der Ressourcenevaluierung dienen sollen, die Förderung der familiären Kommunikation durch Vermittlung der Kommunikationsregeln und die Einberufung einer multiprofessionellen Helferkonferenz. Die Ergebnisse vieler Studien zeigen, dass frühzeitige Präventionsmaßnahmen durch multiprofessionelle Helfer, Resilienz- und Ressourcenförderung einen bedeutenden Schutzfaktor für Kinder psychisch kranker Eltern darstellen. Um das Risiko der Kinder zu minimieren, selbst eine psychische Erkrankung zu entwickeln, ist es von großer Wichtigkeit, als Allgemeinmediziner besonders sensibel und mit speziellem Augenmerk auf die Situation der Kinder einzugehen und im Zuge der biopsychosozialen Betreuung Präventionsschritte, in Form des erstellten Leitfadens, in die Wege zu leiten.

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