Selected Publication:
Hanschek, M.
Neurophysiologische Aspekte der Stressphysiologie bei Süchtigen und gesunden Kontrollen
[ Dissertation ] Medical University of Graz; 2012. pp. 145
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Holasek Sandra Johanna
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Unterrainer Human-Friedrich
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- Abstract:
- Hintergrund:
Das Gesamtkonzept ¿Stress¿ ist ein wesentlicher Faktor, der physiologisch und psychologisch leistungsteigernde Wirkungen übermittelt, führt aber andererseits durch chronisches Aufrechterhalten der Stresshormonkonzentrationen zu schwerwiegenden Adaptionsprozessen und Homöostaseverschiebungen. Insbesondere unkontrollierter und jahrelanger Drogenkonsum ändert stadienabhängig wichtige Stressparameter mit konsekutiven Auswirkungen auf psychologische Parameter und Immunsystem.
Ziel der Studie:
Ausgehend von zahlreichen klinischen und präklinischen Studien sollen wichtige Verknüpfungen zwischen dem Stress- und Suchtzyklus dargestellt und insbesondere die Entwicklung der Stresshormone Cortisol (C), Prolaktin (PRL) und Noradrenalin (N) als auch Veränderungen ihrer Sensitivität während einer akuten Stressbelastung aufgezeigt werden. Außerdem soll der Einfluss von C und N auf die psychologischen Parameter Ängstlichkeit (Ä), Depressivität/Missstimmigkeit (D/M) und erhöhte Erregung/Reizbarkeit (E/R) näher beleuchtet werden und die möglichen Auswirkungen der untersuchten Stresshormone und des Suchtmittelkonsums auf das Immunsystem dargestellt werden.
Methoden:
Die Stichprobe umfasste insgesamt 120 Personen, die zu gleichen Teilen in jeweils eine klinische Gruppe (KlinG) mit einer diagnostizierten Abhängigkeitserkrankung nach ICD-10 und einer Kontrollgruppe (KonG) aufgeteilt wurden. Während eines 70-minütigen, computerunterstützten Stresstests wurde den Probanden zeitlich koordiniert Blut entnommen und die Stresshormone C, PRL und N bestimmt. Anschließend wurden psychometrische Bleistifttests zur Erhebung der psychologischen Parameter Ä, D/M und E/R vorgelegt. Die untersuchten Parameter wurden mit einfaktorieller Varianzanalyse (ANOVA) statistisch ausgewertet.
Ergebnisse:
Während einer akuten Stressbelastung konnten signifikante Unterschiede zwischen der KlinG und KonG in den Parametern C, N und PRL gefunden werden. Im Gegensatz zur erwarteten Steigung von C und PRL konnte ein sukzessiver Hormonabfall in beiden Gruppen beobachtet werden. Zusätzlich waren die Basislevel C und PRL der KlinG zum Ausgangszeitpunkt und während des gesamten Untersuchungsablaufes signifikant unter denen der KonG. Um den sukzessiven Hormonabfall von C während der akuten Stresstestung zu erklären, wurde der Aspekt der diurnalen Rhythmik miteinbezogen. N stieg wie erwartet in der KonG, schien jedoch stabil in der KlinG zu bleiben. Darüber hinaus konnten signifikant höhere Basislevel von N in der KlinG verglichen mit der KonG beobachtet werden. Die Auswertungen von Ä, D und E/R zeigten eine signifikante Erhöhung zugunsten der KlinG.
Diskussion:
Durch eine Annäherung an Standardwerte von C und einer diurnalen Gegenrechnung kann eine abgeschwächte Stressantwort in der KlinG eruiert werden. Die scheinbar enge Verknüpfung von C und PRL wird hypothetisch zusammengefasst, die reduzierten PRL-Level und erhöhten N-Werte beleuchtet. Weiters werden der Einfluss und die Zusammenhänge einer chronischen Stressbelastung auf die psychologischen Parameter Ä, D/M und E/R angeführt. Abschließend wird das Problem der dysregulierten Stresshormone C, PRL und N und ihr Impact auf das Immunsystem als auch der Einfluss der wichtigsten Hauptdrogen auf das Immunsystem beschrieben. Alle untersuchten Parameter werden im Sinne des Allostasiskonzeptes bewertet.