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Passrucker, C.
Die kieferorthopädische Behandlung palatinal impaktierter Eckzähne unter besonderer Berücksichtigung der Behandlungsdauer
[ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2012. pp. 77
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Santigli Elisabeth
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- Abstract:
- Hintergrund und Ziel: Rund 3% der Eckzähne brechen nicht vollständig in die Okklusionsebene durch. Die kieferorthopädische Therapie von impaktierten Eckzähnen, mit oder ohne chirurgische Freilegung, ist eine wesentliche Maßnahme um negative okklusale Spätfolgen zu vermeiden. Aufgabe und Ziel der vorliegenden retrospektiven Untersuchung bestehen darin, die kieferorthopädische Behandlungs-dauer retinierter und verlagerter Oberkiefereckzähne zu untersuchen. Mögliche Zusammenhänge zwischen anamnestischen, demographischen, anthropomet-rischen, topographischen und therapeutischen Merkmalen sowie der Behandlungs-dauer sollen geprüft werden. Sie sind von prognostischem Interesse.
Material und Methoden: Zur Untersuchung der Fragestellung wurden retrospektiv Krankengeschichten von 41 PatientInnen, die zwischen 1972 und 2010 in der Kieferorthopädischen Abteilung der Medizinischen Universität Graz in Behandlung waren, ausgewertet. Insgesamt wurden 57 Oberkiefereckzähne von 16 männlichen und 25 weiblich Patienten beurteilt. Die Auswertung erfolgte mittels deskriptiver und explorativer Statistik. Für kategorielle Daten wurden Häufigkeiten, für kontinuierliche Daten Mittelwerte und Standardabweichungen berechnet. Zusammenhänge zwischen Endgrößen der Behandlungsdauer und möglichen bestimmenden Faktoren wurden untersucht.
Ergebnisse: Der Winkel ¿ (Winkel der Zahnachse zur Okklusionsebene) und der Winkel ß (Winkel der Zahnachse zur Mittellinie) stehen signifikant mit allen untersuchten Kenngrößen der Behandlungsdauer in negativer (¿) bzw. positiver (ß) Korrelation. Für ¿ und ß gelten Zusammenhänge zur Gesamtbehandlungsdauer (r = .442 bzw. r=.450), zur Dauer ab Zug (r = -.430 bzw. r= .441), zur Gesamtzahl der Behandlungstermine (r = -.489 bzw. r = .508) und zur Zahl der Besuche ab Zug (r = .431 bzw. r =.447). Je größer der Winkel ¿ und je kleiner der Winkel ß desto geringer die Behandlungsdauer bzw. die Anzahl der Besuche. Patientinnen mit vorangegangenem Gesichtstrauma haben eine signifikant kürzere Behandlungs-dauer und benötigen signifikant weniger Behandlungssitzungen (Behandlungsdauer ab Zug: p=.044, Gesamtanzahl der Besuche p=.017). Letzteres gilt auch für PatientInnen mit schmalem Oberkiefer. Alle anderen geprüften Parameter zeigen keine signifikanten Zusammenhänge.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse für ¿ und ß stimmen mit jenen aus der Fachliteratur überein [1] [2]. Ein Zusammenhang zwischen Behandlungs-dauer und dem Abstand zwischen Kronenspitze und Okklusionsebene kann nicht bestätigt werden. Die Tatsache, dass PatientInnen mit einem vorangegangenen Zahntrauma eine kürzere Behandlungsdauer haben, ist nicht schlüssig zu erklären und müsste in Studien größerer Fallzahl geprüft werden. Die kleine Fallzahl, retrospektive und unsortierte Daten aus Krankengeschichten sowie die vereinheitlichte statistische Auswertung unilateraler und bilateraler Eckzähne werden als Einschränkungen der vorliegenden Arbeit erkannt. Eine standardisierte Datenerhebung unter spezieller Berücksichtigung von für retinierte Eckzähne relevanter Parameter, kann zukünftige prospektive oder retrospektive Studien in ihrer Qualität verbessern. Aufgrund der niedrigen Prävalenz empfehlen sich Kooperationen mit anderen Kliniken und/oder niedergelassenen ZahnärztInnen. Ein vertieftes Wissen über eine mögliche Beschleunigung der Behandlungsdauer retinierter Eckzähne soll zu einer Verbesserung der Lebensqualität betroffener PatientInnen und KieferorthopädInnen beitragen.