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Gewählte Publikation:

Pandzic, M.
EFP (emotional face processing), Theory of Mind und die Affektstörung als Grundsymptom der Schizophrenie
[ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2012. pp. 57 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Fabisch Karin
Krammer Alexandra
Altmetrics:

Abstract:
Zusammenfassung: Unter Emotional Face Processing (EFP) versteht man das Erkennen von Affekten in Gesichtern. Dem US-Psychologen Paul Ekman gelang es, die sogenannten Basisemotionen nachzuweisen. Zu diesen universellen Emotionen gehören die Gefühle Freude, Angst, Traurigkeit, Überraschung, Wut und Ekel. Die Theory of Mind kann betrachtet werden als die Fähigkeit bzw. den Versuch eines Individuums, sich in andere hineinzuversetzen, um deren Wahrnehmungen, Gedanken und Absichten zu verstehen. Die beiden Fähigkeiten, Theory of Mind und EFP, stehen in einer engen Beziehung zueinander und sind für das erfolgreiche soziale Zusammenleben mit anderen Personen von großer Bedeutung. Schizophrene Patienten weisen Auffälligkeiten im EFP, aber auch in der Theory of Mind auf. Sowohl die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) als auch elektrophysiologische Messmethoden sind geeignete Untersuchungsmethoden, um die neurobiologische Grundlage des EFP-Defizits bei Schizophrenie-Kranken zu untersuchen. Bereits der Psychiater Eugen Bleuler beobachtete eine Affektstörung bei schizophrenen Patienten und ordnete sie den Grundsymptomen der Schizophrenie zu. Schizophrene Patienten können fröhliche Gesichter stärkerer emotionaler Intensität am leichtesten verarbeiten. Bezüglich des gestörten EFP zeigen schizophrene Patienten nicht nur Defizite in der behavioralen Leistung, sondern auch Auffälligkeiten in der Aktivierung bestimmter Hirnregionen, welche durch fMRT-Untersuchungen nachweisbar sind. Zu diesen zerebralen Arealen gehören beispielsweise die Amygdala, der Gyrus fusiformis und der Gyrus frontalis inferior. Darüberhinaus spiegelt sich das beeinträchtigte EFP bei Schizophrenie auch in den Ergebnissen elektrophysiologischer Messungen wider, da Auffälligkeiten beim VPP, beim N170-, beim N250- und beim P300-Potenzial beobachtet werden können. Auch konnten verlängerte Latenzzeiten für das P100-, das N170- und das P300-Potenzial untersucht werden. Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass dem gestörten EFP bei Schizophrenie-Kranken ein generelles Defizit in der Verarbeitung von Gesichtsmerkmalen zu Grunde liegt. Außerdem scheint sich beim EFP-Defizit um eine Beeinträchtigung im Dekodieren und in der Spezifität zu handeln. Es zeigte sich, dass Geschlechtszugehörigkeit, Symptomatik, implizite und explizite Verarbeitung, Lebensalter aber auch allgemeine Intelligenz das EFP beeinflussen. Das EFP läuft vermutlich nicht in einem eigenständigen neuronalen Schaltkreis ab, sondern eher in zum Teil voneinander getrennten neuronalen Systemen.

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