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Gewählte Publikation:

Hartl, T.
Biologisch- psychiatrische Überlegungen zur Frage der Pubertätsmagersucht
[ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2012. pp. 106 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Scheer Peter
Altmetrics:

Abstract:
EINFÜHRUNG Bei der Anorexia nervosa (AN) handelt es sich um eine multifaktoriell bedingte Form einer Essstörung. Das Problem der ätiologischen Heterogenität der AN macht es uns bis heute schwer, sie ihrer Gesamtheit zu verstehen und alle ätiologischen Faktoren zu erkennen. Daher konnte es bisher noch nicht gelingen, eine erfolgreiche Therapiemöglichkeit zu finden. Nun geben aber jüngste Studien, neben den bekannten psycho-sozialen Komponenten, Hinweise auf die Beteiligung molekulargenetischer und neurobiologischer Faktoren bei der Entstehung dieser Erkrankung. Es gelang bereits, einige regulatorische Systeme im menschlichen Körper (Serotonin- oder Endocannabinoid-System) zu identifizieren, deren genetische Korrelate und Polymorphismen eine Vulnerabilität für die AN hervorrufen könnten. Eine Weiterführung dieser Studien soll nun neue Erkenntnisse für die Diagnostik und Therapie bringen. ZIEL DIESER ARBEIT Das primäre Ziel dieser Arbeit war es, zu untersuchen inwieweit die aktuellen Studien der Molekulargenetik bei AN signifikante und positive Aussagen treffen konnten und ob diese auch für Diagnostik und Therapie umsetzbar wären. Der derzeitige Stand der Forschung sollte hiermit abgebildet werden und auf die wichtigsten Ergebnisse durchaus kritisch eingegangen werden. MATERIAL UND METHODEN Im ersten Teil der Arbeit soll anhand theoretischer Erklärungen die Erkrankung an sich und die Grundlagen der Heritabilität und des menschlichen Ess- und Belohnungsverhaltens vermittelt werden. Das Wissen darüber konnte ich aus Büchern zur AN sowie aus wissenschaftlichen Artikeln aus Online-Datenbanken gewinnen. Alle weiteren Daten zum Kernthema dieser Arbeit stammen weitgehend aus der Online-Datenbank PubMed. Anhand von 12 exemplarischen Forschungsarbeiten, die einerseits aus Überblicksarbeiten und andererseits aus sehr detaillierten Arbeiten bestehen, soll der aktuelle Stand der Forschung abgebildet werden. ERGEBNISSE Die Ergebnisse der 12 Forschungsarbeiten sollen den allgemeinen Trend der Forschung wiederspiegeln. Es zeigt sich, dass dieser teilweise sehr widersprüchlich ist und eindeutige Aussagen aus objektiver Sicht noch nicht wirklich getroffen werden können. Sowohl positive als auch negative Ergebnisse finden sich unter diesen Arbeiten. Zum einen konnten bereits mehrfach einzelne Faktoren oder Systeme identifiziert werden, die eine positive Korrelation mit der Entstehung der AN vermuten lassen. Andererseits basieren diese Ergebnisse oft auf Untersuchungen mit zu kleinen Probandengruppen und unzureichenden Studienbedingungen. Fakt ist aber, dass jene Faktoren die häufig in positiven Zusammenhang erwähnt wurden, tatsächlich eine Vulnerabilität für die AN bedingen könnten. Weitere Studien sollen dies nun klären. SCHLUSSFOLGERUNG Meiner Meinung nach ist die Einbeziehung dieser aktuellen Forschungsthemen wichtig für eine ganzheitliche Sichtweise der AN, da dadurch die Qualität der Diagnostik und Therapie verbessert werden kann. Mein subjektives Empfinden wird durch das Überwiegen der positiven Funde in diesen Arbeiten bestätigt und ich denke, dass weitere Arbeiten mit großer Wahrscheinlichkeit letztendlich signifikant positive Ergebnisse liefern werden. Inwieweit diese Erkenntnisse in die Arbeit mit der AN und vor allem in die Therapie dieser Erkrankung Einfluss finden, wird sich zeigen. Wichtig ist es aber, die Krankheit in ihrer Gesamtheit zu betrachten und den Menschen dahinter nicht aus den Augen zu verlieren.

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