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Selected Publication:

Niederau, M.
Häufigkeit, Relevanz und Prognose von Elektrolytstörungen bei Herzinsuffizienz
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2012. pp. 65 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Fruhwald Friedrich
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Die Herzinsuffizienz ist v.a. in den Industriestaaten mittlerweile zu einer Volkskrankheit geworden. Die Genese ist als multifaktoriell anzusehen. Um die Diagnose stellen zu können, müssen die von der European Society of Cardiology (ESC) aufgestellten Kriterien erfüllt sein. Die Entwicklung von individuellen Therapiestrategien nach den Emp-fehlungen der ESC Guidelines ist der Kern einer erfolgsorientierten Therapie. Die Niere spielt im Elektrolythaushalt die zentrale Rolle was Regulation und Aufrechterhaltung von konstanten Elektrolytspiegeln betrifft. Hier greifen auch einige für Herzinsuffizienz ver-wendete Medikamente an. Diuretika sowie Aldosteronantagonisten sind in der Therapie der Herzinsuffizienz verankert. Sie können den Elektrolythaushalt beeinflussen und zu Elektrolytstörungen führen. Im Besonderen sind Kalium und Natrium betroffen. Methoden: Zur Datenerhebung wurden die lokalen Daten aus dem Herzinsuffizienzre-gister der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz (AG-HI) der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) herangezogen. Patienten, die erstmalig in einer Spezialambulanz vor-stellig wurden, wurden nach Einholen des Einverständnisses in dieses Register aufge-nommen und mit einer Erst- und einer Follow- Up Untersuchung nach 12 Monaten beglei-tet. Anhand der Natrium- und Kaliumwerte der Erstuntersuchung wurden die Patienten in Gruppen eingeteilt: Normalgruppe, Hypo-/Hpernatriämie, Hypo-/Hyperkaliämie sowie deren Kombinationen. Die Hypokaliämie, Hypernatriämie und Hyperkaliämie mit gleich-zeitiger Hypernatriämie wurden aufgrund des sehr geringen Vorkommens (n=1) nicht weiter berücksichtigt. Resultate: Das Patientenkollektiv bestand im Zeitraum von 2006 bis 2010 aus 228 Pati-enten (189 Männer, 39 Frauen, mittleres Alter 60+13 Jahre). Die medikamentöse Thera-pie bei Erstuntersuchung bestand aus ACE- Hemmer bei 175 Patienten (77 %), Angiotensin Rezeptor Blocker bei 36 Patienten (16 %), Angiotensin Rezeptor Blocker oder ACE- Hemmer bei 207 Patienten (91 %), Diuretika bei 166 Patienten (73 %), Aldosteronantagonisten bei 132 Patienten (58 %) und ß- Blocker bei 205 Patienten (90 %). Der Großteil der Patienten war mit NYHA Klasse II (44 %) und III (37 %) klassifiziert. Insgesamt wiesen 43 Patienten (19 %) eine Elektrolytstörung bei Erstuntersuchung auf. Nach 12 Monaten waren 17 Patienten verstorben, 15 aus der Gruppe mit normalen Elekt-rolyten und 2 aus der Gruppe mit Elektrolytstörungen, wobei letztere aus der Gruppe mit Hyponatriämie sowie Hyponatriämie plus Hyperkaliämie stammten. Insgesamt wurden 111 Patienten rehospitalisiert, wobei 48 % aus der Normalgruppe und 51 % aus der Grup-pe mit Elektrolytstörungen stammten. Die Patienten mit Elektrolytstörungen waren im Mittel länger rehospitalisiert als Patienten mit normalen Elektrolyten. Im Hinblick auf Medikamentendosierungen mit möglichem Einfluss auf die Elektrolyte konnte folgendes beobachtet werden. Spironolacton wurde in der Gruppe der kombinier-ten Elektrolytstörungen in einer höheren Dosierung verordnet als in der Normalgruppe (59 mg/d vs. 38 mg/d). Dagegen wurde Furosemid in der Gruppe der Hyponatriämie we-sentlich höher dosiert als in der Normalgruppe (69 mg/d vs.43 mg/d). Diskussion: Elektrolytstörungen sind ein relativ häufiger Befund bei Patienten mit Herz-insuffizienz. Solche Patienten sind länger rehospitalisiert als Patienten mit normalen Elektrolyten, vor allem wenn eine Hyperkaliämie oder eine kombinierte Hyponatriämie/Hyperkaliämie vorliegt. Ein möglicher Zusammenhang mit der medika-mentösen Therapie der Erkrankung liegt nahe, da einzelne Elektrolytstörungen mit signi-fikant höheren Dosierungen von Diuretika einhergehen als in der Normalgruppe. Aus diesem Grund sind eine kritische Überprüfung der Medikation sowie engmaschige Kontrollen der Laborwerte zu fordern.

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