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Gewählte Publikation:

Dröge, C.
Ein Überblick über das aktuelle Wissen zur ätiopathogenetischen Hypothese der chronisch cerebrospinalen venösen Insuffizienz (CCSVI) bei Multipler Sklerose in der Literatur
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2012. pp. 113 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Enzinger Christian
Altmetrics:

Abstract:
Abstrakt (deutsch): Hintergrund: Die Fachwelt geht bei der Entstehung der Multiplen Sklerose von einer autoimmunologisch mediierten, vorwiegend T- Zell getriggerten, Inflammation aus. In letzter Zeit wird diese Theorie durch das Konzept der chronisch cerebrospinal venösen Insuffizienz (CCSVI) in Frage gestellt. Als zentrales Dogma werden Stenosen in den drainierenden Venen des zentralen Nervensystems postuliert, die zu einem abnormen Blutabfluss führen und periventrikuläre Ablagerungen zur Folge haben. Die Diagnostik erfolgt primär dopplersonographisch nach einem fünf Phänomene umfassenden Protokoll von Zamboni et al. Aus der Diagnose erfolgen als Konsequenz invasive Eingriffe zur Dilatation vermeintlich stenosierter Venen, ein so genanntes ¿liberation treatment¿. Zur weiteren Untersuchung des Phänomens wurden weiters MR- venographische Studien durchgeführt. Besonders an diesem Phänomen ist das große Interesse in der Laienwelt, die ihr Wissen primär aus ¿testimonials¿ im Internet bezieht. Ihr Ziel ist nicht nur der reine Wissensgewinn, sondern auch die Einflussnahme in die Gesundheitspolitik und die MS- Kommunität. Methoden: Anhand bekannter Daten erfolgte eine Darstellung des aktuellen Wissens zur Multiplen Sklerose und der CCSVI. Weiterhin wurden Studien zur Dopplersonographie, MR-Venographie und invasiver Venographie hinsichtlich Population, Methodik, Ergebnissen und den daraus zu ziehenden Konsequenzen gegenübergestellt. Diese Daten wurden zusätzlich in Zusammenhang mit ¿Publikationen¿ der neuen Medien gebracht und der Einfluss des Internets auf die Wissensgewinnung durch den Patienten beleuchtet. Ergebnisse: Bei Betrachtung aller durchgeführten Studien konnte, trotz großer Unterschiede im Studiendesign, ein eindeutiger ätiopathogenetischer Zusammenhang zwischen CCSVI und MS ausgeschlossen werden. Das Internet spielt in der Verbreitung der Informationen über CCSVI eine wichtige Rolle. Patienten gehen durch das Internet vorinformiert zu ihrem behandelnden Arzt, was zu einem veränderten Ablauf der Arzt-Patienten-Kommunikation führt. Zudem erleichtert das Internet die Organisation von Aktionen, wie beispielsweise Demonstrationen. In Kanada führte dies soweit, dass das kanadische Gesundheitsministerium die Durchführung interventioneller Studien erlaubt und eine Finanzierung zugesagt hat. Diskussion: Zum einen ist es notwendig, das Konzept der CCSVI in Bezug auf die diagnostischen Kriterien und die Legitimation der Interventionen weiter wissenschaftlich zu prüfen. Weiterhin ist es notwendig Konsequenzen im Hinblick auf die unterschiedlichen Zugangswege zu medizinischer Information zu ziehen. Patienten beziehen ihre Informationen meist ungefiltert von den ersten Websites, die ihnen nach Eingabe der Suchbegriffe angezeigt werden. Implementierte Qualitätslabel wie ¿Health on Net¿, dem ältesten ethischen Verhaltenskodex für medizinische Websites, werden aus Unkenntnis meist nicht beachtet. Um eine offene Kommunikation zwischen Ärzten und Laien zu erreichen, bedarf es einer Aufklärung durch den Arzt über korrekte Suchstrategien. So ist eine intelligente Kommunikation auf Augenhöhe möglich, die zu einer gesteigerten Zufriedenheit bei Ärzten und Patienten führt.

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