Gewählte Publikation:
Mioschek, A.
Prädiktive geburtshilfliche Faktoren für das Auftreten einer
intrauterinen Asphyxie
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2012. pp. 130
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Haas Josef
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Holzapfel-Bauer Margit
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund
Die intrauterine Asphyxie stellt eine gefürchtete Komplikation in der Geburtshilfe dar, die durch Minderperfusion und Hypoxie zu einer Schädigung fetaler Organe führen kann. Folgenreiche neurologische Störungen wie Zerebralparesen, mentale, sensorische oder neuropsychologische Beeinträchtigungen können die Folge sein. In dieser Diplomarbeit wurden maternale, geburtshilfliche, fetale, plazentapathologische und entwicklungs-diagnostische Daten untersucht um eventuelle Zusammenhänge mit dem Auftreten einer intrauterinen Asphyxie zu erkennen.
Methoden
In einer retrospektiven Datenanalyse wurden 64 Schwangerschaften untersucht, die mit einer schweren kindlichen Azidämie bei der Geburt einhergingen (arterieller Nabelschnur-pH-Wert unter 7,00). Alle Geburten fanden an der geburtshilflichen Abteilung des LKH-Univ. Klinikum Graz im Untersuchungszeitraum von 2003 bis 2009 statt. Die Erhebung der maternalen, geburtshilflichen, fetalen, plazentapathologischen und entwicklungs¬diagnostischen Daten erfolgte mithilfe elektronischer und nicht-elektronischer Patientenakten. Anschließend wurden die erhobenen Parameter quantitativ analysiert und mittels deskriptiver Statistik zahlenmäßig beschrieben. Einige Faktoren wurden mit den Geburtenregistern der KAGES und des LKH Graz verglichen.
Ergebnisse
In der Fallgruppe waren Frühgeburten (39,1%) und Übertragungen (3,1%) häufiger als im Vergleichskollektiv zu finden. Die Sectiorate (67,2%) war 2,3-mal höher als im Vergleichskollektiv. Die fetale Fehlbildungsrate lag bei 6,3%. Die häufigsten Risikofaktoren waren missfärbiges Fruchtwasser (23,4%), vorzeitige Plazentalösungen (20,3%), maternaler Diabetes (14,1%), IUGR (14,1%), Oligohydramnion (10,9%), arterielle Hypertonie (6,3%), Nabelschnurknoten (6,3%) und Plazentainsuffizienz (4,7%). Das CTG war in 91,1% der Fälle auffällig, wobei Bradykardie (53,6%) am häufigsten vorkam. Die letzte Untersuchung vor der Geburt war in den meisten Fällen (79,6%) unauffällig. Der Nabelschnur-Doppler war bei 9,4% der Schwangerschaften pathologisch. Das Geburtsgewicht der Neugeborenen lag in 10,9% unter 1500g und die Plazenten waren in 23,7% untergewichtig. Typische hypoxische Veränderungen konnten bei 31,6% der untersuchten Plazenten gefunden werden. Weitere pathologische Plazenta-Befunde waren: retroplazentares Hämatom (15,8%), Chorioamnionitis (6,3%), Zottenreifungs-retardierung (34,2%), Zottenreifungsakzeleration (10,5%), fetale Vaskulopathie (15,8%), Ödem der Wharton`schen Sulze (18,4%) und Nabelschnur-Anomalien (36,8%). Von den 28 Kindern mit dokumentierter Entwicklungsdiagnostik zeigten 14 Kinder eine altersent-sprechende Entwicklung, 3 Kinder eine Entwicklungsverzögerung ohne Behinderung, 5 Kinder eine leichte bis mäßige Behinderung und 4 Kinder eine schwere Behinderung.
7 Kinder verstarben leider in der Neonatalperiode.
Schlussfolgerung
Frühgeburtlichkeit, niedriges Geburtsgewicht, vorzeitige Plazentalösung, missfärbiges Fruchtwasser, maternaler Diabetes und fetale Fehlbildungen waren häufig mit intrauteriner Asphyxie assoziiert. Die oft unauffälligen Voruntersuchungen, das Auftreten von CTG-Auffälligkeiten erst unter der Geburt und die hohe Sectiorate weisen auf das meist akute Auftreten der intrauterinen Asphyxie hin. Die Risikoevaluierung jeder Schwangerschaft bzw. Geburt, das rechtzeitige Erkennen von Asphyxie-Hinweisen und die unverzügliche Intervention im Ernstfall ¿ unter Berücksichtigung von Nutzen und Risiken ¿ sind deshalb von großer Bedeutung.