Gewählte Publikation:
Walch, J.
Neurologisches Langzeitoutcome von frühgeborenen Zwillingen
[ Diplomarbeit ] Medical University of Graz; 2012. pp. 90
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Klaritsch Philipp
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund
Zwillingsschwangerschaften weisen eine höhere Komplikationsrate auf als Einlingsschwangerschaften, wobei monochoriale Zwillinge öfter als dichoriale betroffen sind. Besonders frühgeborene Zwillinge leiden häufiger unter Entwicklungsverzögerungen, aber auch unter schweren zerebralen Schäden.
Methode
In dieser retrospektiven Datenanalyse wurden Daten über Schwangerschaft, Geburt und Neonatalperiode, sowie das neurologische Outcome im Alter von 2 Jahren erfasst und ausgewertet. Eingeschlossen wurden alle Zwillingskinder, die im Zeitraum von Juni 2003 bis Dezember 2008 mit einem Gestationsalter von 24+0 bis 33+6 Wochen an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Graz entbunden wurden.
Daten über den Verlauf der Schwangerschaften und die Geburt stammen aus der PIA-Datenbank (ViewPoint). Informationen über den neonatalen Verlauf und das neurologische Langzeitoutcome wurden aus den Arztbriefen der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz entnommen, welche im medizinischen Dokumentationssystem open MEDOCS gespeichert sind.
Ergebnisse
264 Kinder aus 132 Schwangerschaften wurden einbezogen, wobei in einem Drittel monochoriale und in zwei Drittel dichoriale Plazenten vorlagen.
Mit jeweils 30% waren vorzeitiger Blasensprung und vorzeitige Wehentätigkeit die häufigsten Komplikationen.
In der monochorialen Gruppe lag das durchschnittliche Gestationsalter zum Zeitpunkt der Geburt bei 30,4 Wochen und in der dichorialen bei 31,0.
4% der Kinder sind präpartal verstorben. Monochoriale Zwillingsschwangerschaften waren mit 5% häufiger von einem IUFD betroffen als dichoriale mit 3%.
Schwere kongenitale Anomalien sind bei monochorialen Schwangerschaften (15%) öfter aufgetreten als bei dichorialen (7%) und in der Neonatalperiode sind mit 6% mehr monochoriale Kinder verstorben als dichoriale (3%).
Eine periventrikuläre Leukomalazie (PVL) ist bei monochorialen und dichorialen Zwillingen mit 7% gleich häufig aufgetreten. Jedoch waren monochoriale Kinder häufiger (6%) von einer PVL III betroffen als dichoriale (1%).
Eine intraventrikuläre Hämorrhagie (IVH) wurde jedoch in dichorialen Schwangerschaften (8%) häufiger beobachtet (monochoriale 3%).
Daten der Entwicklungsambulanz zeigten, dass dichoriale Zwillinge im Alter von 2 Jahren zwar häufiger von neurologischen Einschränkungen betroffen waren, wobei schwerwiegende neurologische Defizite häufiger in der monochorialen Gruppe beobachtet wurden.
Im Gesamtzweijahresoutcome waren in der monochorialen Gruppe 16% der Kinder und in der dichorialen 17% neurologisch auffällig. Jedoch zeigte sich auch hier ein häufigeres Auftreten von schweren Defiziten in der monochorialen Gruppe.
Die postnatale Mortalität und Morbidität hat mit Zunahme des Gestationsalters in beiden Gruppen abgenommen.
Konklusion
Es fand sich kein Unterschied in der Häufigkeit neurologischer Auffälligkeiten zwischen monochorialen und dichorialen Zwillingen. Bei monochorialen Zwillingen zeigte sich allerdings ein vermehrtes Auftreten schwerer neurologischer Defizite. Mit höherem Gestationsalter zum Zeitpunkt der Geburt verbesserte sich in beiden Gruppen das neurologische Outcome. Risikofaktoren, wie Monochorionizität oder frühe Wachstumsprobleme, sollten frühzeitig identifiziert werden, um eine intensive Betreuung und eventuell ein besseres Outcome zu ermöglichen.